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1. Das Mittelalter - S. 158

1877 - Leipzig : Brandstetter
158 junge König weinte ob des Reiches Zerfall und Ungemach, konnte aber nicht helfen. Er starb 911, achtzehn Jahre alt, und Deutschland wäre wohl schon jetzt in lauter kleine Staaten zerfallen, hätten sich nicht die Franken und Sachsen mit einander vereinigt und einen König als Reichsoberhaupt gewählt. Ihre Wahl fiel auf den alten Sachsenherzog Otto; der lehnte sie aber ab und empfahl den Frankenherzog Konrad. Dieser war ein guter Mann, besaß aber nicht die Geisteskraft, ein so zerrüttetes Reich zusammenzuhalten. Ueberdies kam er in Streit mit dem Sachsenherzog Otto und als dieser starb, wollte er dem Sohne Otto's, Heinrich, die Lehen des Vaters nicht bestätigen. Dies empörte die Sachsen und sie schlugen alle Angriffe der Franken zurück. In diesen Wirren brachen wieder die Ungarn in Deutschland ein und plünderten, ohne daß Konrad es ihnen wehren konnte. 2. Konrad starb voll tiefen Schmerzes über seine erfolglose Regierung, aber er beschloß sein Leben mit der edelmüthigsten That. Er ließ seinen Bruder Eberhard, Herzog der Franken, zu sich nach Limburg kommen, allwo er krank lag, und sagte zu ihm in Gegenwart vieler Fürsten und Herren: „Lieber Brudtr! Ich fühle, daß mein Ende nahe ist, darum höre auf meinen Rath und laß dir deine Wohlfahrt und das Beste der Franken empfohlen sein. Wohl haben wir noch Heere und Waffen und die Zeichen königlicher Hoheit, nur G.lück und die Kraft der Väter haben wir nicht. Das Glück, mein Bruder, und die edelsten Sitten sind im vollen Maße bei H e i n r i ch; auf den Sachsen beruht die Wohlfahrt des Reichs. Darum laß die Feindschaft ruhen, nimm hier diese Kleinodien, die heilige Lanze, die goldenen Armbänder, den Purpurmantel, das Schwert und die Krone, gehe damit zu Heinrich und mache ihn dir zum Freunde und Friedensgenossen auf immer. Er ist bestimmt, der König und Hort vieler Völker zu sein!" Als Eberhard versprochen hatte, den letzten Willen des Königs zu erfüllen, starb Konrad im Dezember 918 und ward im Kloster zu Fulda begraben. Eberhard aber stieg mit seinem Gefolge zu Rosse, ritt über Berg und Thal, bis hinaus in die schattigen Wälder des Harzes. Heinrich war eben auf dem Vogelherd, als die Ritter anlangten, denn die Jagd war sein Vergnügen. Eberhard spornte sein Roß, daß es im Nu neben dem Herzog Heinrich stand, und sprang ab, um seinem bisherigen Feinde freundlich die Hand zu reichen. „Ich komme als Freund," sprach er, „und bitte um deine Freundschaft. Laß uns des Haders vergessen um des Vaterlandes willen!" Gern schlug Heinrich in die dargebotene Rechte und schüttelte sie nach alter deutscher Art. Doch Eberhard sprach weiter: „Ich verlange noch ein größeres Opfer; Deutschland ist verwaist, nur Einer kann es schützen und dieser Eine bist du. Mein Bruder hat noch im Sterben dein gedacht und sendet dir hier die Krone des Reichs. Willst du sie tragen?" — „Ich weiß wohl," sprach Heinrich, „wie schwer eine Krone drückt; aber wenn so biedere Fürsten sie mir anvertrauen, will
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