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1. Das Mittelalter - S. 159

1877 - Leipzig : Brandstetter
159 ich sie in Gottes Namen tragen und zu des Vaterlandes Besten verwalten." Hierauf umarmten sich die beiden Männer und Alle, die es sahen, waren bis zu Thränen gerührt. 3. Eberhard aber rief die deutschen Herzöge und Erzbischöfe nach Fritzlar zu einer Versammlung, wo er ihnen seines Bruders letzten Willen und Heinrich's Einwilligung zu dessen Befolgung mittheilte. Während er Heinrich's Heldenmuth, Hochherzigkeit und Vaterlandsliebe warm empfahl, wandten sich Aller Augen auf Heinrich, welcher gleichfalls anwesend war und bescheiden bei seinem Lobe schwieg. „Wer an seinem Feinde einen Lobredner findet," sprach da der Erzbischof Heriger von Mainz, „der muß ein edler Mann sein!" Die Fürsten stimmten bei, wählten Heinrich zum König und theilten ihren Völkern diesen Beschluß mit. Da erhob sich gewaltiger Jubel, der nie enden wollte: Es lebe unser König Heinrich! und Alle wußten, daß Deutschland von seinem Schwert am besten geschützt und von seiner Weisheit am sichersten geleitet werden konnte. Es lebe König Heinrich'! rief es aus jedem Zelt, in mannichfacher Sprachweise, Trompeten und Pauken fielen schallend ein in das Jubelgeschrei, Fahnen wurden geschwenkt und manches stille Gebet für des Reiches und seines Oberhauptes Wohl floß von den Lippen der Geistlichen. Als der erste Freudensturm verbraust war, erhob Heriger von Neuem die Stimme: „Wohlan, laßt uns hinausziehen in den Münster, um den erwählten König zu salben vor dem Altar des Herrn!" — „Nicht doch," entgegnete Heinrich, „es genügt mir, daß ich, der Erste aus meinem Geschlecht, durch die <«nade Gottes und eure Liebe zum König berufen werde. Ein Würdigerer als ich empfange Salbung und Krone, solcher Ehre achte ich mich nicht für würdig." Solche Demuth gefiel dem Volke. Die Franken hoben nach altdeutscher Sitte den früheren Stammfeind Heinrich auf den Schild und zeigten ihn dem Volke mit dem Rufe: Sehet hier euren König! Tausend Hände erhoben sich schwörend gen Himmel, tausend Lippen gelobten: Unserm König Heinrich Treue und Liebe! und in manchen grauen Bart rann die Thräne der Rührung. Obschon die meisten deutschen Fürsten und das Volk sich von Herzen der Königswahl fteueten, so gab es doch zwei eigennützige Männer, die nicht gern einen starken Herrn über sich haben mochten und denen die eigene Ehre höher stand, als die des Reichs. Dies war Arnulf, Herzog von Bayern und Burchard, Herzog von Schwaben. Beide entfernten sich eilig, um dem König nicht den Eid der Treue leisten zu müssen. Vergeblich sandte ihnen Heinrich Boten nach und ließ sie an ihre Pflicht erinnern; sie wollten lieber Bürgerkrieg als Ordnung und Obrigkeit im Lande. Da mußte Heinrich die kriegsmuthige Jugend Sachsens, Thüringens und Frankens unter die Waffen rufen, damit scharfe Schwerter dem königlichen Worte Gehorsam verschafften. Tief betrübt zog der 38jäh-rige König gegen seine eigenen Vasallen in den Kampf; aber er wollte
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