Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Mittelalter - S. 171

1877 - Leipzig : Brandstetter
171 Durch Verrätherei ward er sogar dem tapfern Ludolf überliefert, aber dieser ließ ihn schwören, sich dem König Otto wieder zu unterwerfen, und gab ihn dann großmüthig frei; auch über Adalbert gewann Ludolf den Sieg. — Doch bald darauf starb er (957) jähen Todes und die Welschen sagten, Berengar habe ihn vergiften lassen. Dieser aber fiel jetzt frohlockend sogar in den römischen Kirchenstaat ein. Da beschloß König Otto, auf die vielen Bitten des Papstes und der Großen Italiens, selbst nach Italien zu kommen, um den Berengar zu züchtigen, Ordnung und Gerechtigkeit herzustellen und das Kaiserthum endlich mit dem deutschen Königthum zu vereinigen, wie Karl der Große, Otto's ruhmreiches Vorbild, es gethan. Darum berief er im Jahre 961 die deutschen Fürsten auf einen Reichstag zu Worms und sie billigten seinen Vorsatz und wählten seinen Sohn, den siebenjährigen Otto, welchen er ihnen vorgeschlagen hatte, zu ihrem Könige; dann zog er mit ihm nach Aachen zum Pfingstfest, dort wurde der Knabe gekrönt. Hierauf brach der König mit einem großen Heere und von feiner Gemahlin Adelheid begleitet, von Deutschland auf und fuhr gen Welschland in voller Pracht und Herrlichkeit, wie es der Würde eines Königs der Deutschen geziemte. So kam er nach Pavia. In Mailand erklärten alle geistlichen und weltlichen Fürsten den Berengar und sein ganzes Geschlecht als verflucht, für ewige Zeiten der Herrschaft unwürdig und erwählten Otto zum König. Dann holten sie diesen nach Mailand. Der Erzbischof dieser Stadt salbte ihn und setzte ihm die „eiserne Krone" der Lombarden auf; die war von Gold und hieß also von einem eisernen Reif im Innern, welcher aus einem Nagel vom Kreuze Christi geschmiedet worden. Als König von Lombardien zog nun Otto im Januar des nächsten Jahres (962) nach Rom. Dort wallten ihm der Senat, die Ritter und das Volk, seinen Ruhm lobsingend, zum goldenen Thore heraus entgegen und er ritt auf einem weißen Roß zum Vatikan und stieg die Stufen zur St. Peterskirche hinan. Vor ihren silbemen Pforten schwur er, daß er die römische Kirche immerdar schirmen werde, wie Kaiser Karl es gethan. Am andern Tag (Mariä Lichtmeß-Fest) salbte ihn der Papst Johannes Xii. in der Peterskirche zum Kaiser und setzte ihm die Krone auf. Zahlloses Volk aus den verschiedenen Ländern der Christenheit jauchzte ihm zu und alle Großen Roms beschworen ihm auf die Reliquien St. Peters ihre Treue. Otto aber wollte nicht blos dem Namen nach Kaiser sein, sondern waltete auch als solcher in Italien. Da wurden die ersten Grundsteine der freien städtischen Verfassungen gelegt; besonders aber ließ sich's der Kaiser angelegen sein, sowohl sein Verhältniß zu dem Papst, als auch das des Papstes zu den Römern festzustellen. Doch bald mußte er erfahren, daß die Römer das Kaiserthum nur als eine teere Würde ohne Macht betrachteten und ihre Selbstständigkeit der Fremdherrschaft nicht aufopfern wollten. Mit Strenge trat er denn als oberster Richter mitten unter die Römer und sie beugten ihren stolzen Nacken; aber so oft er wieder ferne war, richteten sie sich grimmig empor und rüttelten an der deutschen Oberherrschaft. Die Deutschen nannten dies Wankelmuth und
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer