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1. Das Mittelalter - S. 178

1877 - Leipzig : Brandstetter
178 gleich erschien ein neuer Legat mit der Antwort, er müsse ihn durchsetzen bei Verlust seiner Wurde. Der Erzbischof berief seine Geistlichen zu einer neuen Versammlung, auf der es aber so stürmisch herging, daß Beide, der Erzbischof und der Legat, in Lebensgefahr geriethen. Doch Gregor blieb standhaft; er nahm nichts zurück und wenige Jahre nachher war die Ehelosigkeit bei allen Geistlichen durchgesetzt. Durch diese Einrichtungen gewann der Papst unendlich an Macht. Kein Geistlicher war fortan noch an seinen Landesherrn gebunden, keiner durfte wegen Weib und Kind des Staates Schutz und Hülfe suchen, keiner brauchte die weltlichen Herren zu fürchten. Alle waren an den Papst geknüpft, von dem sie Alles zu fürchten und zu hoffen hatten. So bildeten die Geistlichen einen großen Staat, der in allen Ländern der Christenheit seine Wurzeln und Zweige hatte, aber vom Papste in Rom sein Leben und sein Gesetz erhielt. Das Volk ehrte in den Befehlen des Papstes das Wort Gottes und die Fürsten wagten nicht zu widersprechen, denn der Papst hatte ja die Macht, die Völker ihres Eides gegen den Landesherrn zu entbinden, oder gar über ein ganzes Land das Interdikt zu verhängen. Dann verstummten alle Glocken, keine Messe ward mehr gelesen, alle Kirchen wurden geschlossen; kein feierliches Leichenbegängnis ward gehalten, keine Ehe eingesegnet. Der Zorn Gottes lastete« auf dem unglücklichen Lande. Mit solchen Waffen stritten die Päpste und diese Waffen waren, da das Volk an sie glaubte, stärker als Spieß und Schwert. 4. Heinrich Iv. gegen Gregor Vii. Gregor nahm die Klagen der Sachsen bereitwillig auf und warnte den Kaiser. Allein dieser, voll Stolz über feinen Sieg, wies alle Warnungen und Ermahnungen mit Spott und Hohn zurück. Da erschienen plötzlich päpstliche Legaten vor ihm mit dem päpstlichen Befehl, er solle sich binnen 60 Tagen in Rom vor ein geistliches Gericht stellen, um Rechenschaft zu geben über die wider ihn erhobenen Beschuldigungen. Wofern er das nicht thäte, würde er an demselben Tage mit dem apostolischen Fluche beladen aus der Kirchengemeinfchaft ausgestoßen werden. Heinrich war wüthend über ein solches Ansinnen des Papstes und jagte dessen Gesandte mit Schimpf aus dem Lande. Sogleich berief er die deutschen Bischöfe nach Worms und hatte die Freude, daß diese Kirchenversammlung für die Absetzung des Papstes stimmte. Nun meinte der Kaiser, aller Gefahr überhoben zu fein; hatte doch fein Vater auch mehrere Päpste abgesetzt. Aber er vergaß, daß er kein Heinrich Iii. und Gregor kein gewöhnlicher Papst fei. Das Absetzungsschreiben übergab er nun einem muthvollen Gesandten und schickte diesen nach Rom, indem er ihm zugleich noch einen derben Brief mitgab. Eben hatte Gregor die angekündigte Versammlung der Cardinäle eröffnet, als der Gesandte ankam. Gregor faß im päpstlichen Ornate auf einem erhabenen Stuhle, um ihn herum die Bischöfe und Cardinäle. Alle erwarteten, der Gesandte werde im Namen seines Herrn demüthig um Verzeihung bitten; aber wie groß
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