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1. Das Mittelalter - S. 179

1877 - Leipzig : Brandstetter
179 war das Erstaunen und die Entrüstung der geistlichen Herren, als dieser vor den Papst hintrat mit den Worten: „Der König, mein Herr, und alle Bischöfe über dem Gebirge und in Italien (auch einige lombardische Bischöfe, die über den strengen Papst ungehalten waren, hatten mit unterschrieben) verkündigen dir den Befehl: Du sollst den Stuhl Petri, welchen du dir angemaßt hast, sogleich verlassen, denn ohne des Königs Genehmigung kannst du nicht Papst sein!" Und zu der Versammlung gewendet fuhr er fort: „Euch, ihr Brüder, wird angesagt, daß ihr zum nächsten Pfingstfest euch vor dem Könige stellen sollt, aus seinen Händen einen andern Papst und Vater zu erhalten; denn dieser hier ist nicht Papst, sondern als ein reißender Wolf erfunden worden!" Da aber brach der Sturm des Unwillens und der Entrüstung los; einige der Unternehmendsten sprangen auf den Gesandten ein und würden ihn arg mißhandelt haben, wäre nicht Gregor mit ruhiger Würde unter sie getreten, ihrem Eifer zu wehren. Und der Papst las nun selber den Brief vor, welcher begann: „Heinrich, nicht durch Anmaßung, sondern nach Gottes Ordnung König, an Hildebrand, nicht den Papst, sondern den falschen Mönch." Nach Vorlesung dieses Briefes wurde die Wuth gegen Heinrich's Abgesandten noch größer und nur mit Mühe konnte sich der Mann retten. Gleich am folgenden Tage hielt Gregor eine neue Versammlung und sprach hier mit starker Stimme den Bann gegen Heinrich aus und entband die Christen von allen Eiden, die sie dem Könige geleistet hatten. Kein Unterthan und Priester sollte ihm mehr gehorchen, kein Priester die heil. Sacramente reichen, jeder ihn als einen Verpesteten fliehen. Mit dem Könige wurden auch die Bischöfe, welche das Absetzungsdecret zu Worms unterzeichnet hatten, in den Bann gethan. Die nächste Folge war, daß sich Deutschland in zwei große Parteien theilte, in eine päpstliche und eine kaiserliche. Der sorglose Heinrich, nicht ahnend, was eben in Rom über ihn beschlossen sei, war gerade in dem unterworfenen Sachsenlande, bauete die eingerissenen Schlösser wieder auf und verschenkte die Güter der gefangenen Sachsenhäupter an seine Günstlinge. Dann ging er wohlgemuth nach Utrecht, um dort das Osterfest zu feiern; denn der Bischof Wilhelm war sein treuer Anhänger und ein munterer, geselliger Mann. Mit diesem Bischof trug sich aber ein Vorfall zu, der den Kaiser und alle seine Freunde sehr bestürzt machte. Am ersten Festtage hielt Wilhelm selber die Predigt und leitete seine Rede auf den Papst, den er mit großer Beredsamkeit schmähete und lästerte; mit höhnischem Lächeln schloß er: „Von solchem Manne ist unser König in den Bann gethan! Aber welch ein lächerlich Ding ist doch dieser Bann!" Allein kaum war das Fest vorüber, so fiel der Bischof in eine schwere Krankheit. Es überfiel ihn eine furchtbare Gewissensangst und er glaubte, die Krankheit sei eine Strafe dafür, daß er den heiligen Vater gelästert habe. In seiner Fieberhitze sah er lauter böse Geister an sein Bett kommen, die seine Seele in die Hölle tragen wollten. In Verzweiflung gab er den Geist auf und Heinrich selbst gerieth in eine tödtliche Angst, denn 12*
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