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1. Das Mittelalter - S. 232

1877 - Leipzig : Brandstetter
232 und kam nach Pampelona und ruhete dort einige Tage aus mit seinem ganzen Heere. In Saragossa aber waren damals zwei sarazenische Könige, die Brüder Marsilies und Beligand, die der Sultan von Babylon dahin geschickt hatte. Sie waren dem Kaiser Karl unterthänig geworden und dienten ihm scheinbar gern in allen Stücken; aber sie meinten es nicht ehrlich mit ihrer Treue und Anhänglichkeit an ihn. Da schickte ihnen der Kaiser den Ganelon zu, der zu den zwölf besten Mannenkarl's gehörte, aber Untreue im Herzen trug, und ließ ihnen sagen, daß sie sich taufen lassen oder ihm den Tribut schicken sollten. Sie schickten ihm dreißig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, vierzig Rosse mit dem süßesten und reinsten Weine und eben so viel auch für die anderen Kämpfer, dazu tausend schöne Maurinnen. Dem Ganelon aber boten sie zwanzig Rosse mit Gold und Silber und feinen Gewändern beladen, wenn er die Krieger Karl's in ihre Hand liefern wollte. Darein willigte der böse Ganelon und empfing den Lohn. Nachdem sie dann Alles wohl mit einander verabredet hatten, kehrte Ganelon zum König Karl zurück und gab ihm die Schätze, welche die maurischen Könige ihrem Oberherrn darbrachten und sagte auch dem Könige, daß Marsilies Christ werden wollte und sich schon vorbereitete, in's Frankenreich zu Karl zu gehen, um dort bei diesem die Taufe zu empfangen. Karl schenkte den Worten Ganelon's Glauben und schickte sich an, die Pässe der Pyrenäen zu übersteigen. Ganelon aber gab ihm ferner den Rath, er solle seinem Neffen Roland und dem Grafen Oliver den Nachtrab übergeben, da diese mit 20,000 Streitern im Thale Ronceval die Wacht hielten, bis Karl und das ganze Frankenheer wohlbehalten hinüber gekommen sei. So geschah es. Aber einige aus dem Heere der Christen überließen sich zügellosem Leben und allerlei Ausschweifungen und dafür mußten sie bald den Tod erleiden. Während Karl mit Ganelon und dem Erzbischof Turpin und vielen Tausenden der christlichen Streiter die Pässe überstieg, hielten Roland und Oliver mit ihren 20,000 Kriegern treue Wacht. Aber in der Frühe eines Morgens stiegen Marsilies und Beligand mit 50,000 Kriegern von den f)ügeln und aus den Schluchten, wo sie sich auf Ganelon's Rath zwei Tage und zwei Nächte lang verborgen gehalten hatten. Sie machten zwei Haufen, den einen von 20,000, den andern von 30,000 Kriegern, und als der größte Haufe noch zurück war, griff der kleinere Haufe die Franken sofort im Rücken an. Diese aber wandten sich und kämpften so wacker, daß nach der dritten Stunde auch nicht ein Einziger von den 20,000 Mauren noch am Leben war. Aber unterdessen waren auch die Andern herangekommen und die ermatteten Franken mußten abermals gegen sie kämpfen. Da fielen sie vom Größten bis zum Geringsten, einige durch den Speer, andere durch das Schwert, andere durch die Streitaxt und wiederum andere durch Pfeile und Wurfspieße. Manche wurden auch lebendig geschunden, andere verbrannt und an Bäumen aufgehängt. Darauf zogen sich die Mauren eine Strecke zurück.
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