Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Das Mittelalter - S. 233

1877 - Leipzig : Brandstetter
233 2. Roland aber war noch nicht gefallen, sondern als die Heiden sich zurückzogen, kehrte er zurück und forschte, wie es mit den Seinen stünde. Da erblickte er einen Mauren, der kampfesmüde sich in den Wald zurückgezogen hatte und dort ausruhete. Sogleich ergriff ihn Roland lebendig und band ihn mit vier starken Stricken an einen Baum. Dann stieg er auf eine Anhöhe, um sich nach den Feinden umzusehen, und als er erkannt hatte, daß ihrer viele in der Nähe waren, stieß er in sein gewaltiges Horn, um die Franken zu rufen, welche etwa noch leben und sich verloren haben möchten. Da versammelten sich ungefähr hundert um ihn und mit diesen stieg er wieder hinab in's Thal Ronceval. Als er zu dem Mauren kam, den er vorher gefesselt hatte, band er ihn los und erhob die entblößte Klinge seines Schwertes über das Haupt des Gefangenen und sprach zu ihm: „Wenn du jetzt mit mir kommst und mir den Marsilies zeigst, so sollst du das Leben behalten, wenn aber nicht, so mußt du sterben." Damals kannte Roland den Marsilies noch nicht. So ging denn der Maure voran und Roland folgte ihm, und der Gefangene zeigte ihm bald in der Ferne unter den Reihen der Mauren den Marsilies, der auf seinem Rothfuchs saß und den runden Schild schwang. Da ließ Roland seinen Gefangenen entweichen, er betete zu Gott und stürzte sich dann mit seiner kleinen Schaar auf die Mauren. Einer von diesen kam zu Roland heran, der war größer und stärker als die Andern; aber Roland faßte sein Schwert und spaltete ihn mit Einem Hiebe vom Scheitel an, also daß rechts und links vom Pferde ein halber Maure niedersank. Da erfaßte Schrecken die Andern, sie eilten davon und ließen Marsilies mit wenigen Begleitern allein im Felde. Roland vertrauete auf Gott und auf die Kraft seines Armes und drang in die Reihe der Mauren, gerade aus Marsilies los. Der begann zu fliehen, aber Roland erreichte ihn und schlug ihn mit starker Hand, also daß auch Marsilies hinfiel und starb. Unterdessen waren die hundert Begleiter Roland's, die vom Franken- . Heer noch übrig waren, alle gefallen und Roland selbst war von vier Speeren und vielen Steinwürfen hart verletzt und nur mit Mühe gelang es ihm, zu entkommen. König Karl aber war mit seinem Heere schon über die Spitze der Berge hinüber und wußte nichts von dem, was in seinem Rücken geschah. Da irrte der gewaltige Held Roland, kampfesmüde und tiefbekümmert um den Untergang eines so herrlichen Heeres, einsam umher und kam bis an den Fuß des Berges, welchen er nicht mehr zu übersteigen vermochte. Dort stand ein Baum neben einem Marmorstein, hier sprang Roland vom Pferde und überdachte sein Geschick. Noch hatte er sein Schwert Durenda, das herrliche und leuchtende, von kostbarer Arbeit, scharf zugleich und stark, das nur Rolands Arm mit rechter Kraft schwingen konnte. Den Namen Durenda hatte es aber von seinen harten Schlägen (durus — hart). Dies Schwert zog Roland aus der Scheide, betrachtete es traurig, und mit Thränen in den Augen sprach er dann: „O
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer