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1. Das Mittelalter - S. 238

1877 - Leipzig : Brandstetter
238 gegen den Bären, aber — verfehlt ihn. Nun erfaßt dieser mit den Tatzen des Ritters Kollet und reißt ihn zu Boden. Zwar erhebt sich Gottfried augenblicklich, aber indem er sein Schwert, das beim Fallen vom Pferde ihm zwischen die Beine gekommen ist, abermals zieht, verwundet er sich in den Schenkel. Doch stößt er es dem Ungeheuer in die Kehle. Wüthend setzt der Bär den Angriff fort und Gottfrieds Blutverlust wird immer größer, immer mißlicher der Ausgang. Da sprengt, herbeigeführt durch das Geschrei des geretteten Kreuzfahrers, einer von Gottfrieds Rittern heran und giebt dem Ungeheuer den Rest. Jetzt erst fühlt der Herzog das Uebermaß seiner Erschöpfung. Schwach, bleich, mit dem Tode ringend, kann er kaum mehr stehen. Aus einer Tragbahre wird er unter dem Wehklagen des ganzen Heeres in's Lager zurückgeschafft, und lange Zeit vergeht, bis er völlig hergestellt ist. 3. Antiochien war, bis aus die feste Burg, von dem Kreuzheer erobert, und 10,000 Einwohner dieser großen Stadt wurden erschlagen; allein so glänzend anfangs auch die Beute war, bald kam wieder die Noth. Kor-b o g a, Fürst von Mosul, zog mit.einem ungeheuren Heere der Seldschucken heran und schloß die Christen in Antiochien ein. Aus Belagerern wurden nun diese Belagerte, die bald in Hungersnoth kamen. Vielen der Kreuzfahrer entsank der Muth so sehr, daß sie an Stricken sich von der Mauer herabließen und entrannen; davon bekamen sie den Namen „Strickläufer." Selbst der Kaiser Alexius hatte wegen dieser Strickläufer Angst bekommen, daß er nicht zum Entsatz herbeizukommen wagte. Ohne Muth und Trost saßen die Wallbrüder in den Häusern, ohne an die Vertheidigung der Mauern ihre Kraft zu wenden; da ließ Bosmund an 2000 Häuser in Brand stecken, um nur die Säumigen herauszutreiben. Gottfried theilte sein letztes Brod mit seinem Freunde Heinrich von Hache, aber er erklärte auch mit feierlichem Eide, daß er nur als Leiche Antiochien räumen, lebend aber den Zug nach Jerusalem nie aufgeben werde. In dieser bedrängnißvollen Lage war die Rettung nur von der Erneuerung der hingestorbenen Begeisterung zu erwarten. Nur dann, so schien es, konnten die Kreuzfahrer auf sich selbst vertrauen, wenn sie dem Himmel vertrauten. Priester und Heerführer Geeiferten sich daher, durch das Gerücht himmlischer Erscheinungen und Tröstungen dieses Vertrauen zu erwecken. Zuerst hieß es, der heilige Ambrosius, ehemals Erzbischof von Mailand, sei einem italienischen Priester erschienen und habe ihn versichert, daß die Kreuzfahrer nach drei harten Prüfungsjahren Jerusalem erobern und alle Ungläubigen besiegen würden. Dann meldete ein anderer Priester, Namens Stephan, Christus selbst, begleitet von der heiligen Jungfrau und dem Apostel Petrus, sei ihm erschienen und habe ihm aus-getragen, den Kreuzfahrern zu sagen, würden sie zu ihm zurückkehren, so wolle er auch zu ihnen zurückkehren und binnen fünf Tagen ihnen helfen.
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