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1. Die neue Zeit - S. 31

1877 - Leipzig : Brandstetter
und Wissenschaft des kranken Kolumbus konnte die Mannschaft vom Hungertode erretten. Am Tage vor dem Eintritt einer totalen Mondsfinsterniß, die er berechnet hatte, verkündete Kolumbus den Wilden, sein Gott sei sehr erzürnt über die Nachlässigkeit der Indianer und sie würden den Zorn desselben an der hellen Mondscheibe sehen, die sich verfinstern werde. Und wie es der weise Mann vorhergesagt hatte, so geschah es. Die Mondscheibe wurde dunkler und dunkler, mit Angst und Entsetzen sahen das die Indianer, fielen dem von den Göttern beschützten Gaste zu Füßen und baten ihn, den Zorn des Himmels zu besänftigen; dann wollten sie auch wieder Lebensmittel bringen, so viel als man verlangte. Der Unfug, den die entlaufene Rotte auf der Insel trieb, ward aber so groß, daß die Besseren selber die schlimmsten Folgen davon befürchteten. Sie zogen gegen die Unverbesserlichen aus und lieferten ihnen unter der Anführung des Bartholomäus Kolumbus eine förmliche Schlacht, worauf die Uebriggebliebenen zum Gehorsam zurückkehrten. Endlich nach acht kummervollen Monaten erschienen die treuen Seelen, Mendez und Fieschi, wie hülfreiche Engel und holten die Verlassenen auf einem großen Schiffe ab, das sie nur mit größter Mühe von dem hartherzigen Ovando hatten erlangen können. Abgezehrt von Krankheit und Gram kam Kolumbus auf Hispaniola an und benutzte die erste Gelegenheit, wieder nach Spanien zurückzuschiffen. 9. Des Kolumbus Ende. Auch die erste Nachricht, die er hier erfuhr, mußte eine sehr traurige sein — die Königin Jsabella war gestorben. Sie hatte ihn immer geachtet und auf sie hatte er noch seine letzten Hoffnungen gesetzt. Die waren nun verschwunden, denn auf den König Ferdinand durfte er nicht rechnen. Nächst der Undankbarkeit des Königs schmerzte ihn nichts so sehr, als der verächtliche Dünkel, mit dem viele hochgelahrte Herren auf seine Entdeckung herabsahen, die ihnen nun, nachdem sie gemacht war, sehr leicht vorkam, als hätte sie Jeder von ihnen eben so gut machen können. Mit einer so überklugen Gesellschaft saß der Held einstmals zu Tische, als eben gesottene Eier aufgetragen wurden. „Was meint ihr wohl, ihr Herren" sagte Kolumbus — „ob man wohl ein Ei mit seiner Spitze so auf den Tisch stellen könnte, daß es ohne andere Haltung stehen bliebe?" Alle erklärten die Sache für unmöglich, kaum daß noch der Eine und Andere den Versuch zu machen wagte. „Wohlan, seht her!" rief Kolumbus. Er faßte ein Ei und stieß es so stark nieder, daß es auf der eingedrückten Spitze stehen blieb. — „Ja, so hätten wir es auch gekonnt!" — riefen sie Alle. — „Nun, warum habt ihr es denn nicht gethan?" fragte Kolumbus. Wohl kam der bescheidene Held mit Bittschriften bei Hofe ein, er berief sich auf sein Patent und auf das königliche Versprechen — Alles vergebens. Man ließ ihn in Armuth schmachten, bis endlich sein willkommener Tod den treulosen König seines Wortes entband. Kolumbus starb 59 Jahr alt zu Valladolid 1506, den 20. Mai. Sein Bruder
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