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1. Die neue Zeit - S. 92

1877 - Leipzig : Brandstetter
92 den jungen Zwingli anzog. Wyttenbach lehrte schon damals öffentlich, daß das ganze Ablaßwesen nichts als ein bloßes Blendwerk sei; Jesus Christus allein habe das Lösegeld für die Sünden der Menschen geleistet. In gleichem Sinn und Streben^ auf das lautere Wort Gottes in der Bibel zurückzugehen, verband sich Zwingli auch mit Leo Jud, seinem Wiener Univerlitätsfreund, der fein treuester Mitarbeiter am späteren Reformationswerk wurde. Nachdem Zwingli vier Jahre in Basel zugleich Lehrer und Schüler gewesen, ward er von der Gemeinde Glarus als Pfarrer berufen. In Konstanz ließ sich der 22jährige Mann vorerst zum Priester weihen, hielt auf feiner Reife in Rapperswyl die erste Predigt und in Wildhaus die erste Messe. Von 1506—1516 wirkte er nun als Pfarrer in Glarus. Es wareu zehn bedeutende Jahre. Er machte als Feldprediger die Kriegszüge nach Italien mit, lernte das Verderbliche des Schweizer Söldner-wesens kennen und eiferte dann mit aller Kraft gegen die, welche um schnödes Gold das Blut ihrer Mitbürger an die Fürsten des Auslandes verkauften. Dies erweckte ihm viel Feindschaft, aber der größere Theil feiner Gemeinde war ihm herzlich zugethan; feine Predigten erleuchteten und erwärmten zugleich und bei aller sittlichen Strenge, mit welcher Zwingli die vielen Mißbrauche auch im staatlichen Leben rügte, fehlte doch die christliche Liebe nicht. Als er im Jahre 1516 sich entschloß, als Prediger an den berühmten Wallfahrtsort Einsiedeln zu gehen, wollte ihn die Gemeinde nur „auf Urlaub" entlassen, und nöthigte ihn, seinen Titel und Gehalt beizubehalten. In Maria-Einjiedeln traf Zwingli abermals mit freigesinnten Männern zusammen, in denen das Gefühl lebendig war, daß die Schäden der Kirche zu offenbar feien, um nicht einer Heilung zu bedürfen. Am Fest der Engelweihe 1517 hielt Zwingli die Predigt, und redete voll des heiligen Geistes zu den Pilgerschaaren in volksthümlicher Kraft, daß nicht Maria, sondern Jesus unser Heil sei, daß Niemand angebetet werden solle als der alleinige Gott, und daß Gottes Geist und Gnade sich nicht an Einen Ort binden lasse, sondern aller Orten gegenwärtig sei. Viele Pilger entfernten sich mit Schrecken, Andere schwankten zwischen dem Glauben der Väter und der Neuen Lehre, Viele wurden aber auch von der Wahrheit der evangelischen Predigt überzeugt. Der Ruf Zwingli's erscholl nicht allein durch die Städte und Dörfer der Schweiz, auch in Schwaben und im El>aß ward des kühnen Predigers Name ehrenvoll genannt. Denn auch Zwingli hatte, wie Luther, das kühnlich ausgesprochen, was schon in vielen Gemüthern sich regte und worauf die ganze Zeit hindrängte. 2. Nun berief man ihn nach Zürich, zwei Jahre darauf, nachdem Luther feine 15 Sätze angeschlagen hatte. Hier fand er ein gewecktes, freiheitsliebendes Vöitchen und einen Magistrat, der ihm auf halbem Wege ent-
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