Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die neue Zeit - S. 97

1877 - Leipzig : Brandstetter
97 gewöhnlichen Eifer. Voll des Wunsches, in seinem Vaterlande seinen Ueberzeugungen mehr Eingang und höhere Billigung zu verschaffen, schrieb er einen „Unterricht in der christlichen Religion" und widmete ihn dem Könige von Frankreich, dem aber seine geistlichen Rathgeber das Buch nicht einmal zu Gesicht kommen ließen. 3. Im Jahre 1536 kam Kalvin nach Genf, einer Stadt, die sich seit längerer Zeit die Unabhängigkeit einer Republik erworben hatte und in großem Wohlstände war; auch war sie kürzlich durch ein Paar reformirte Prediger, Wilhelm Farel und Peter Viret, in die neue Lehre eingeweiht worden. Die beiden Geistlichen hörten nicht sobald von Kalvin's Ankunft, als sie ihn dringend baten, bei ihnen zu verweilen und einmal zu predigen. Er that das Letztere und mit solchem Beifall, daß nach der Predigt das Volk in großer Menge zu seiner Wohnung strömte, um ihm Dank zu sagen. Kalvin konnte, sich bei diesem Anblick der Thränen nicht erwehren und mußte Allen versprechen, am folgenden Tage noch einmal zu predigen. Das Ende war, daß ihn die Genfer gar nicht fortließen, sondern als Prediger anstellten. Seine Amtsthätigkeit war nun sehr bewegt. Er machte häufig kleine Reisen, um die benachbarten kleinen Genreinden in ihrer ersten Einrichtung zu unterstützen, Lehrer zu bestellen, Streitigkeiten zu schlichten; nebenher ließ er auch Manches drucken, unter Anderem nach Luther's Exempel einen großen und kleinen Katechismus. Auch hielt er fleißig Disputationen, und in seiner Streitlust forderte er alle Andersdenkenden heraus, ihm öffentlich Rede zu stehen. Der schnelle und glänzende Erfolg, mit dem sein Fleiß gekrönt wurde, veranlaßte die*eigensinnige Rechthaberei, die keine andere Meinung neben sich dulden wollte. Auch über die Liturgie (die zum äußeren Gottesdienst gehörigen Gebräuche) ge-rieth Kalvin in Streit mit dem Genfer Rath und ward, da er nicht nachgeben wollte, aus der Stadt verwiesen. Aber die Straßburger, sobald sie davon hörten, beriefen ihn sogleich als Prediger und Professor der Theologie an ihre Universität. Er verbreitete auch in dieser Stelle eine vernünftige Gottesverehrung und eine strengere Kirchenzucht und erwarb sich eine Achtung, die fast an Furcht grenzte. Hier in Straßburg dachte er auch darauf, sich zu verheirathen, und er traf eine glückliche Wahl, obschon seine Ehe kinderlos blieb. Nur drei Jahre blieb er in Straßburg; denn seine Freunde hatten in dem Rathe zu Genf wieder die Oberhand gewonnen, und das Volk sehnte sich ungestüm nach dem vertriebenen Prediger. Mehrmals ward er gebeten, zurückzukehren, aber die Straßburger wollten ihn nicht ziehen lassen, bis er sich endlich auf wiederholtes Bitten des Rathes und der Bürgerschaft von Genf zur neuen Uebersiedelung entschloß und 1541 glücklich wieder in Genf anlangte. Man kam ihm meilenweit entgegen; Jeder mißbilligte seine Verbannung und wollte sich von dem Antheile daran lossagen, so daß Kalvin im Scherze an einen Freund schrieb: „Wenn ich den Versicherungen der Grube, Geschichtsbilder. Iii. 7
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer