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1. Die neue Zeit - S. 122

1877 - Leipzig : Brandstetter
122 Sickingen und Bestürmte seinetwegen den Kaiser Max, dem der Ritter im Grund des Herzens sehr lieb- war. „Soll man doch", sprach er, „das ganze Reich aufbieten, wenn ein Kaufmann sünen Pfeffer sack verliert." Er zauderte lange, den lärmenden Bitten Gehör zu geben, denn er ehrte die Kriegertugenden des Ritters und rechnete auf' sie bei Ausführung seiner großen Pläne. Doch erforderte die Achtung des neuen Landfriedens und die Ehre des neuen Kammergerichts eine gesetzliche Ahndung, die indeß für Sickingen nicht sehr drückend wurde. 2. Wie der französische König den deutschen Ritter gewinnen möchte. Auch in fernen Landen ertönte der Name des tapfern Franz von Sickingen. König Franz I. von Frankreich glaubte an ihm den Mann zu finden, welcher einst feine Absichten auf den deutschen Kaiferthron kräftig unterstützen könnte; er hing selber fest an den Grundsätzen des alten Ritterwesens, die feinem Hang zur Pracht und Freude schmeichelten. So lud er denn den edlen deutschen Ritter zu sich nach Amboise ein, und ein solcher Ruf war viel zu schmeichelhaft, als daß ihn Sickingen hätte abschlagen können. Sein guter Freund und Waffengenoffe, Robert von Sedan, Graf von der Mark und dessen Sohn, der nachmalige Marfchad von Fleuranges, führten ihn nach Frankreich, und zwölf deutsche Ritter waren in feinem Gefolge. Dies wurde selbst am französischen Hofe für glänzend und ansehnlich gehalten. Die Aufnahme übertraf alle Erwartung des Gastes, sie war höchst ehrenvoll. Dem jungen lebhaften Könige gefiel der gerade Sinn des deutschen Ritters, er bewunderte die Geschwindigkeit feines Ausdrucks und den gebildeten Verstand, der ans jeder Rede leuchtete. Das Geschenk einer goldenen Kette von 3000 Thalern an Werth war ein sprechender Beweis von der Zuneigung des Königs und von seinem Wunsch, sich den Helden geneigt zu erhalten. Nach damaliger Sitte sollte der, welchen man mit einem solchen Ehrenzeichen behing, an den Geber desselben gefeffclt bleiben. Zu dieser Kette fügte Franz noch andere Geschenke und das Versprechen eines Jahrgeldes von 3000 Franken. Auch die Ritter im Gefolge des Franz von Sickingen wurden mit goldenen Ketten von 500 bis 1000 Thalern an Werth beschenkt. Solche Freigebigkeit hätte wohl minder edle Gemüther an das Ausland gefeffclt, nicht aber den ehrenwerthen Sickingen. Es beklagten sich kurz darauf mehrere deutsche Handelsleute bei ihm über die Mailänder wegen rückständiger ©chuldforderungen. Unser Ritter fand ihr Verlangen gegründet, handelte mit ihnen die Forderungen ab und nahm hierauf einen Waarenzug weg, der aus Mailand nach Deutschland zog. Der französische König, dem damals das mailändifche Gebiet Unterthan war, wurde höchst ausgebracht, als ihm die Mailänder die erlittene Unbill klagten; er ließ die Beute von Ritter Franz zurückfordern, erhielt aber eine derbe deutsche Antwort, die er kaum vermuthete: „In Rechtssachen kümmere ich mich außer Deutschland um Niemand." Der
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