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1. Die neue Zeit - S. 146

1877 - Leipzig : Brandstetter
146 er würde sich selbst Recht verschaffen. Aber einen größeren Dienst hätte er dem bebrängten Maler nicht leisten können, benn der heftige König konnte keinen Wiberspruch ertragen und gerieth daher in großen Zorn. „Nun hast bu es mit mir zu thun," rief er mit funkelnben Augen; „geh' und benke baran, daß bu jebe Beleibigung, welche bu dem Maler zufügen wirst, meiner eigenen Person anthust. Ich kann aus sieben Bauern sieben Lorbs machen, aber aus sieben Lorbs nicht einen Holbein!" 4 Nachdem Holbein brei Jahre lang in England verweilt hatte, reiste er auf Besuch nach Basel, um sein Weib und seine Kinder zu sehen. Zugleich schickte Morus seinem Freunbe Erasmus ein Gemälbe, seine Familie vorstellenb, von Holbein gemalt, worüber der Beschenkte große Freude hatte. „Ich habe keine Worte," schrieb er an des Kanzlers Tochter zurück, „meiner Freunbin, der Zierbe Britanniens, die Freube zu schildern, die mir der Familienverein gemacht hat, den Holbein's Meisterhand so glücklich mir vor Augen stellt, daß ich sie Alle, als wäre ich mitten unter ihnen, erkannt und mich zurückgesehnt habe nach dem unvergeßlichen Hause, dem ich so viel Glück und Ruhm schuldig bin!" Viele, die den armen Maler früher über die Schultern angesehen halten, drängten sich jetzt an den berühmten, von König und Fürsten geehrten Holbein, würden aber nun etwas kalt abgefertigt. Auch biesmal reiste er wieder ohne Frau und Kinder ab. Daß er lieber ohne feine Frau nach Lonbon ging, war natürlich, und feine Kinder hätte er ohne* btes, ba er selten zu Hause arbeitete, nicht erziehen können. Da er aber noch immer ein Bürger in Basel war und ein solcher nicht ohne Erlaubniß des Rathes abwesenb sein bürste, so erhielt er nur auf einige Jahre Urlaub. Wie sehr man jetzt seinen Werth in Basel zu schätzen begann, geht baraus hervor, daß ihm der Rath 50 Gulben Wartegelb aussetzte und außerbem seiner Frau alle Jahre 40 Gulben zahlte. Dennoch blieb Holbein in Lonbon und besuchte Basel nur noch zwei Mal auf kurze Zeit. Auch nach Heinrichs Vlll. (1547) erfolgtem Tode ftanb Holbein bei seinem Sohne und Nachfolger Eduard Vi. in großen ©naben. Als dieser aber schon nach sechs Jahren starb und die katholische Maria, Heinrich's älteste Tochter, Königin würde, die Alle, welche nicht Katholiken waren, haßte: ba warb auch Holbein genöthigt, sich vom Hofe zurückzuziehen, benn er war der Reformation zugethan. Er starb 1554 in Lonbon an der Pest, in einem Alter von 56 Jahren.
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