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1. Die neue Zeit - S. 163

1877 - Leipzig : Brandstetter
163 aufgeklärter Geist konnte sich nicht mit dem katholischen Lehrbegriffe versöhnen. Ihr Charakter war übrigens ein sonderbares Gemisch von Tugenden und Fehlern. Ohne schön zu sein (denn sie war etwas breitschulterig und hatte eine zu große Nase), war sie dock sehr liebenswürdig und freundlich. Gegen das gemeine Volk war sie äußerst herablassend und leutselig, und suchte auf alle Art die Gunst desselben zu gewinnen. Leute aus den niedrigsten Ständen hatten zu jeder Zeit freien Zutritt zu ihr; sie nahm ihre Bittschriften mit vergnügter Miene an, dankte für die Zeichen von Anhänglichkeit und ließ sich mit ihnen in ein Gespräch ein, so daß jeder Unterthan mit der größten Bewunderung seine Königin verließ. Gegen die Großen des Reichs aber trat sie mit stolzer Würde auf, um ihnen den Abstand recht fühlbar zu machen. Von dem Gepränge, mit dem sie öffentlich erschien, wenn sie des Sonntags aus ihren Gemächern sich in die Kapelle begab, erzählt ein Zeitgenosse: „Zuerst erschien eine Menge von Edelleuten, — Grafen, Barone und Ritter; dann kam der Kanzler mit den Siegeln zwischen zwei Lords, die Schwert und Szepter trugen. Ihm folgte Elisabeth, und wohin sie blickte, fielen die Anwesenden auf ihre Kniee. Hinter ihr kam ein langer Zug wohlgekleideter junger Damen und zu beiden Seiten stand eine Reihe von Edelleuten in reichen Uniformen und mit vergoldeten Streitäxten." Sie war überhaupt sehr eitel und herrisch; selbst im vorgerückten Alter hörte sie noch gern, wenn man lie mit der Venus an Schönheit, mit der Minerva an Klugheit und mit der Diana an Sittsamkeit verglich. Obwohl sie die Gesellschaft der Männer gern hatte, vermählte sie sich doch nie, um freier und ungebundener zu sein. Auch Philipp Ii. bewarb sich um ihre Hand, ward aber zurückgewiesen. Maria Stuart, Königin von Schottland. Der schwärzeste Punkt im Leben der Elisabeth ist ihr Betragen gegen ihre unglückliche Verwandte, Maria Stuart, Königin von Schottland. Heinrich Viii. hatte zwei Schwestern gehabt; die jüngere war die Großmutter der Johanna Gray, die ältere aber war mit Jakob I V., König von Schottland, vermählt worden. Ihr Sohn war Jakob V., der Vater der Maria Stuart. Als hätte sie das Unglück schon in der Wiege verfolgen wollen, starb der Vater, als sie erst acht Tage alt war. Es entstanden innere Unruhen in Schottland und die Königin Mutter führte iht fünfjähriges Kind nach Frankreich, wo Maria am Hofe der Katharina von Medicis erzogen wurde. Obwohl die französische Königin sammt ihren Söhnen in große Sittenverderbniß versunken war, erhielt doch die junge Maria Stuart durch die Sorgfalt ihrer Mutter die beste Erziehung und war bald wegen ihrer Schönheit und Herzensgüte der Gegenstand allgemeiner Liebe und Verehrung. Kaum sechszehn Jahre alt, wurde sie mit dem Dauphin, dem nachmaligen Könige Franz 11., vermählt. Maria sah sich jetzt im Besitze des größten Glückes. Alles huldigte ihrer Würde, ihrer u *
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