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1. Die neue Zeit - S. 167

1877 - Leipzig : Brandstetter
167 haben. Das halte Maria nicht erwartet; nach der ersten Bestürzung weinte sie bitterlich. Gern — sprach sie — wollte sie ihre Sache der Entscheidung einer so gütigen Freundin unterwerfen. Das wollte eben Elisabeth. Sie leitete sogleich ein förmliches Gericht ein, das über die Königin und den Grafen Murray entscheiden sollte. Maria vertheidigte sich leicht gegen jede Anschuldigung. Als aber Graf Murray Briese vorlegte, welche sie früher an Bothwell geschrieben haben sollte und die auf ein Einverständniß mit ihm zur Ermordung Darnley's deuteten: so erklärte sie, es sei wider ihre Ehre und königliche Würde, auf derlei Beschuldigungen etwas zu erwidern. Wahrscheinlich waren diese Briefe untergeschoben, denn so sehr auch Maria bat, ihr die Originale vorzulegen, so weigerte sich doch Elisabeth dessen fortwährend. Maria Stuart wurde auf ein festes Schloß in Gewahrsam gebracht und sollte nie wieder ihre Freiheit erhalten. Für die Politik des protestantischen Englands konnte nichts erwünschter sein, als die katholische Königin von Schottland, die auf den englischen Thron selber Anspruch machte, in der Gewalt der englischen Königin zu wissen. Als Maria von England, die katholische Schwester der Elisabeth, gestorben war, hatten Maria Stuart und ihr Gemahl, Franz Ii. von Frankreich, Englands Wappen und den Titel der Könige von England angenommen, weil nach Auffassung der katholischen Partei die Auflösung der Ehe Heinrich's Viii. mit Katharina von Aragonien widerrechtlich, mithin Elisabeth nicht legitim war. Auch hatte Papst Pius V. gegen Elisabeth den Kirchenbann ausgesprochen und ihre Unterthanen vom Eide der Treue entbunden. Diese hatten also wohl Grund, Verschwörungen der englischen Katholiken zu fürchten, welche ihr Auge auf Maria Stuart geworfen hatten. Die englischen Staatsmänner erklärten im Parlament, zur Erhaltung der protestantischen Religion und zur Sicherheit der Königin Elisabeth sei der Tod der Königin von Schottland, der Mörderin ihres Gemahls, nothwendig. Mit diesem Gedanken konnte sich Elisabeth vorerst nicht befreunden; sie wollte ihre Nebenbuhlerin unschädlich machen, und so blieb Maria Stuart neunzehn Jahre lang auf verschiedenen Schlössern gefangen. Da entwarf der Herzog von Norfolk den Plan, sie zu befreien, dann sie zu heirathen und ihre Wiedereinsetzung in Schottland mit Gewalt durchzusetzen. Doch der Plan ward verrathen, und Norfolk büßte das Wagftück mit dem Leben. Darauf faßten zwei andere Katholiken, der Franzose Johann Ballard und der Engländer Anton Babington (Bäbington), den Entschluß, die grausame (£li;abech zu ermorden und den Kerker Marien's zu sprengen. Aber auch diese Verschwörung wurde verrathen und Babington, Ballard und zwölf andere Genossen wurden enthauptet. Durch diese Verschwörungen wurde die Lage Maria’S nur immer trostloser. Elisabeth, die nun das Leben der schottischen Königin als mit ihrer eigenen Sicherheit unverträglich hielt, beschloß den Tod ihrer ^Nebenbuhlerin. Sie ließ dieselbe auf das Schloß Fotheringhai (Foßheringhee) in noch engere Haft bringen und dann ein Gericht niedersetzen, welches über
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