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1. Die neue Zeit - S. 189

1877 - Leipzig : Brandstetter
189 der Glocke im Louvre abnöthigen. In der höchsten Unruhe eines Missethäters ging er hierauf aus seinem Kabinet in ein Vorzimmer des Louvre und sah zitternd zum Fenster hinaus. Seine Mutter und sein Brude Heinrich von Anjou begleiteten ihn auch dahin. In der Angst, sagt man, wünschten sie Alle den heillosen Befehl zurück, aber es war zu spät. Schon hatte das Blutbad begonnen. Der junge Guise und der Graf von An-goul&me hatten gleich nach gehörtem Zeichen das Haus des Admirals mit 300 Geharnischten besetzt, im Namen des Königs das Thor zu öffnen befohlen und ein Paar verwegene Kerle hinaufgeschickt. Diese stürmten wild die Treppe hinan, riefen: „Mord und Tod!" und drangen mit gezücktem Degen in des kranken Mannes Schlafzimmer. Er war gleich bei dem ersten Lärmen aufgestanden und stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt, als die Mörder hereinstürzten. Einer derselben, ein Lothringer Namens Böhm, rief ihn an: „Bist du Coligny?" „Ich bin es," antwortete dieser mit gefaßter Miene. „Junger Mensch, habe Ehrfurcht vor meinen grauen Haaren." Aber jener stieß ihm den Degen in den Leib, zog ihn rauchend wieder heraus, hieb ihn in’s Gesicht, in den Hals, in die Brust, so lange, bis der Unglückliche kein Zeichen des Lebens mehr von sich gab, und dann rief er zum Fenster hinaus: „Es ist geschehen!" Aber Guise schrie hinauf: „Der Graf von Angouleme will es nicht eher glauben, als bis er den Leichnam vor seinen Füßen sieht!" Die Söldlinge warfen den Leichnam zum Fenster hinab. Angouleme wischte ihm hierauf das Blut aus dem Gesicht, und da er sich überzeugt hatte, daß es der rechte sei, gab er ihm einen Tritt mit dem Fuße. Auf das fürchterliche Geschrei, welches sich gleich nach dem Läuten der Glocke erhoben hatte, waren die Reformirten aus dem Schlafe erwacht und an die Fenster, ja vor die Thüren gestürzt, meist schlaftrunken, viele fast unbekleidet. Die, welche auf Coligny's Wohnung zueilten, wurden von Guisen's Geharnischten, die auf das Louvre losrannten, von des Königs Gardesoldaten mit Piken niedergestochen. Jetzt kamen auch die Bürger-patrouillen mit ihren weißen Tüchern zum Vorschein und fielen nicht blos über die Fliehenden her, sondern drangen auch in die Häuser ein und metzelten nieder, was sie erreichen konnten. Wirthe stachen ihre Mieths-Ieute, Dienstboten ihre reformirten Herrschaften über den Hausen. Welch' eine Nacht! Während die eine Hälfte der Pariser racheschnaubend durch die Straßen lies oder röchelnd und winselnd niedersank, saß die andere Hälfte in Kammern, auf Böden und in Kellern und wagte kaum zu athmen, bis das Bedürfniß oder die Neugier sie doch hervorlockte und sie dann wie die Andern niedergemacht wurden. Karl, so ängstlich er am Anfange des Blutbades gewesen war, gerieth bald selbst in eine Art von Wuth. Er rief selbst mehrere Male zum Fenster hinaus: tue! tue! Ja er schoß selber mit einer Flinte unter die Hugenotten, die über den Fluß setzen wollten. Guise rief laut durch alle Straßen, es sei des Königs Wille, daß diese ganze Natternbrut vertilgt werde, und den Tavannes machte die Mordlust sogar witzig. Er schrie unzählige Mal: „Laßt Ader! Laßt Ader!
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