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1. Die neue Zeit - S. 192

1877 - Leipzig : Brandstetter
192 es auch nicht verdienen, wie sollte ich meinen Unterthanen nicht verzeihen?" Einem seiner tapfersten Generale, der aber große Schulden hatte, ward am Tage seines Einzugs in Paris von den Gläubigern sein Hausgeräth weggenommen. Er beklagte sich beim Könige und bat ihn, Befehl zu geben, daß das G^räth freigelassen werde. „Nein," sagte der König, „man muß seine Schulden bezahlen, ich bezahle die meinigen auch." Darauf zog er ihn bei Seite und gab ihm einige seiner Edelsteine, sie zum Unterpfand einzusetzen, bis er bezahlen könnte; denn Geld hatte der König selbst nicht. — Als die spanische Besatzung, welche besonders Paris gegen Heinrich vertheidigt hatte, auszog, sprach er zu den Gesandten: „Meine Herren: Empfehlen Sie mich Ihrem Könige, reisen Sie glücklich, aber kommen Sie nie wieder!" 5. Nachdem es ihm endlich gelungen war, das ganze katholische Frankreich zu beruhigen, vergaß er auch seiner alten Glaubensgenossen nicht, die durch seinen Uebertritt zum Katholizismus in nicht geringe Besorgniß gerathen waren. Er gab im Jahre 1598 das Edikt zu Nantes, wodurch die Reformirten freie Religionsübung in Frankreich erhielten; sie durften Schulen anlegen, konnten zu Staatsämtern gelangen und bekamen einige feste Sicherheitsplätze. Die katholischen Räthe widersetzten sich lange, dieses Edikt anzuerkennen; doch Heinrich's Treuherzigkeit gewann sie endlich. Nun suchte er durch alle Mittel Wohlsein im Lande zu verbreiten. Er schaffte die überflüssigen Soldaten ab und nöthigte die entlassenen, unbebaute Felder urbar zu machen. Er reinigte die Landstraßen von Räubern, die sich bei den inneren Unruhen sehr vermehrt hatten. Den Landleuten erließ er eine große Summe rückständiger Steuern, da sie, durch den Krieg verarmt, nicht zu bezahlen im Stande waren, und noch jetzt erinnern sich die französischen Bauern gern der Worte des Königs: ,^Jch wollte, daß jeder meiner Bauern des Sonntags sein Huhn im Topfe hätte!" In seinem Aeußern war Heinrich sehr einfach; er trug gewöhnlich nur einen grauen Rock ohne alle Auszeichnung und spottete über Diejenigen, die ihre Mühlen und Felder auf dem Rücken trügen. Ja er verbot sogar, Gold und Silber auf den Kleidern zu tragen. Und um seinem Lande das Geld zu erhalten, das für den Ankauf seidener Waaren damals in fremde Länder ging, ließ er viele Maulbeerbäume pflanzen, Seidenwürmer ziehen und brachte selber mehrere Seidenmanufakturen in Gang. Auch erleichterte er auf alle Weise den Handel, machte Flüsse schiffbar, ebnete Wege, setzte die Zölle herab. In seinem treuen Kriegsgefährten Maximilian von Bethüne, später vom König zum Herzog von Sülly ernannt, fand er den Mann, der ihm zugleich der beste Minister und treueste Freund war. Und Heinrich verdiente es, solchen Freund zu haben. Sülly, der mit jedem Wort und Blick ihm sagte, wie er so innig Theil an ihm nehme, erniedrigte sich nie zum Schmeichler, sondern sprach und handelte
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