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1. Die neue Zeit - S. 227

1877 - Leipzig : Brandstetter
227 einige reiche Fabrik - und Handelsstädte versuchten es, sich zu der Unab-hängigkeit der alten Reichsstädte zu erheben. Münster, Erfurt, Braunschweig und Magdeburg waren es namentlich, die sich weigerten, den Fürsten, in deren Gebiet sie lagen, Abgaben zu entrichten und Besatzungen von ihnen einzunehmen. Mit bewaffneter Hand mußten sie erst dazu gezwungen werden. Des Kaisers vornehmster Rathgeber, Fürst von Lobkowitz, stand in französischem Solde, und die drei geistlichen Kurfürsten von Köln, Mainz und Trier wollten sogar dem König Ludwig ihre Stimme geben, daß dieser zum Kaiser von Deutschland erwählt würde. Die Protestanten widersprachen aber dem kräftig und blieben dem Hause Oesterreich treu. 2. Der Kurfürst von Brandenburg gegen Ludwig. Ludwig Xiv. hatte im Jahre 1672 auf höchst ungerechte Weise die vereinigten Niederlande angegriffen, und die deutschen Fürsten am Rhein waren verblendet genug, ihm ihre Hülfe zu leihen. Die armen Niederländer kamen in die größte Gefahr, von der französischen Uebermacht überwältigt zu werden, und riefen vergebens ihre Nachbarn um Hülfe an. Nur der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, für seine westfälischen Länder fürchtend, wagte es, mit der Aussicht auf gute Hülfsgelder, die ihm die Holländer versprochen hatten, nicht blos mit seinem ganzen Heere aufzubrechen, sondern auch den Kaiser zum Beitritt zu bewegen. Aber wie bitter mußte er das bereuen! Er wußte nicht, daß des Kaisers Minister, Fürst von Lobkowitz, in französischem Solde stano, und dem General Mon-tecuculi, der wirklich mit 17,000 Mann kaiserlicher Truppen abging, geheimen Befehl ertheilt hatte, sich mit den Franzosen durchaus in kein Gefecht einzulassen. Voll froher Hoffnung, mit deutscher Tapferkeit den französischen Räubereien in Holland ein Ende zu machen, vereinigte er sich mit dem österreichischen Feldherrn zu Halberstadt und drang darauf gerade nach Westfalen, dem dort plündernden Türenne die Spitze zu bieten. Aber Montecuculi bewies dem Kurfürsten mit mancherlei Gründen, wie weit vorteilhafter es wäre, sich nach der Mosel zu wenden, um dort oen Franzosen alle Zufuhr abzuschneiden, und sich mit den Holländern tm Lüttichschen zu vereinigen, wodurch die Franzosen genöthigt würden, Westphalen und die Niederlande von selbst zu verlassen. Friedrich Wilhelm wich bescheiden der Autorität des größeren Kriegshelden und folgte ihm unverdrossen auf einem weiten Umwege durch das Hessische und über Koblenz, und da Trier, Mainz und die Pfalz aus Furcht vor den Franzosen den Durchmarsch nicht gestatten wollten, noch weiter herunter. Als man endlich über den Rhein hätte setzen können, weigerte Montecuculi sich cefsett schlechterdings unter dem Vorwand, daß man nun den Generalen Türenne und Conds nicht mehr gewachsen sei. Das durch so viele nutzlose Märsche sehr entkräftete Heer zog hierauf wieder zurück nach Hessen und üoer den Westerwald nach Westphalen in die Winterquartiere, aus denen aber der Hunger und die feindlichen Angriffe des Bischofs von Münster,
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