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1. Die neue Zeit - S. 232

1877 - Leipzig : Brandstetter
232 galten; aber die Ungarn erhoben sich für ihre gerechte Sache und ein kühner Mann, Emmerich Tököly, trat an ihre Spitze, um Gewalt durch Gewalt zu vertreiben. Bald stand ganz Ungarn in Aufruhr und Ludwig schürte denselben schadenfroh durch seine Gesandten. Tököly aber warf sich dentürken in die Arme, um sich die ungarische Königskrone als türkischer Vasall auf's Haupt setzen zu können. Da führte der Großwessir Karamustapha im Jahre 1683 ein Heer von 200,000 Türken durch Ungarn gerade gegen Wien und dachte für gewiß, es zu erobern und zu seiner Hauptstadt zu machen. Der Hof floh über Hals und Kopf nach Linz, verfolgt von den lauten Verwünschungen der Unterthanen, die mit Recht alles Unheil der schlechten Regierung und der Schwäche des Kaisers zuschrieben. Auch viele Einwohner Wiens suchten ihr Heil in der Flucht. Doch die deutsche Treue und der ritterliche Sinn des trefflichen Polenkönigs S o b i e s k y machten Alles wieder gut. Der fränkische und schwäbische Kreis und die Kurfürsten von Bayern und Sachsen hatten dem Kaiser Hülfstruppen gesandt; Johann Georg Iii., der sächsische Kürfürst, war sogar persönlich mit m’s Feld gerückt. Und was guten Erfolg verhieß, der Oberbefehl über die verbündeten deutschen Truppen lag in den Händen des Herzogs Karl von Lothringen, eines der größten Feldherren seiner Zeit. Bevor aber dieser alle seine Truppen besammen hatte und stark genug war, um es mit dem gewaltigen Feinde aufnehmen zu können, hatte Kara Mustapha längst die Hauptstadt Wien eingeschlossen und belagerte sie mit allem Ingrimm und aller Wuth. Die Wälle und Mauern der Stadt hielten schlechten Stand. Die Türken drangen mit Laufgräben und Minen immer näher heran. Was von der Bürgerschaft die Waffen tragen konnte, bewaffnet^ sich, mit Einschluß der Bürgerwehr war die Besatzung 22,000 Mann stark. Angeführt von dem heldenmüthigen Grafen Rüdiger von Stahremberg, kämpften sie wie die Löwen, das Blut floß in Strömen, denn Kara Mustapha führte immer neue Schaaren in's Treffen; er hatte bei dem Propheten geschworen, die Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Unablässig donnerten die türkischen Kanonen, die Straßen Wiens waren mit Leichen und halbverhungerten Menschen erfüllt; es ward am 10. September durch eine Mine die Burgbastei in die Luft gesprengt und der wackere Stahremberg eilte auf den Stephansthurm, um als Zeichen der äußersten Noth eine Rakete steigen zu lassen. Da sehen die Wiener auf der Spitze des Leopoldberges eine rothe Fahne flattern, es steigen Raketen auf und die Rettung ist nahe! Das verbündete Heer zieht von der Höhe des Kalenberges herab, Johann Sobiesky, der König von Polen, ist mit 12,000 Reitern und 3000 Fußgängern im Heere des Herzogs von Lothringen erschienen und dieser rückt nun zum Entsätze heran. Fünf Kanonenschüsse geben das Zeichen zur Schlacht. Jeder Hohlweg, jeder Schutthaufen wird von den Türken mit aller Todesverachtung vertheidigt; die Polen auf dem linken Flügel, Herzog Karl auf dem rechten, drängen unaufhaltsam vor, die von neuem begeisterten Muth ergriffenen Wiener brechen aus ihren Mauern hervor; —
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