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1. Die neue Zeit - S. 372

1877 - Leipzig : Brandstetter
372 wurde von ihnen geräumt. Schon am 23. Oktober verkündigte der Kanonendonner längs der ganzen Grenze, daß „das Land der Freiheit (so lautet der französische Bericht) von den Despotenknechten geräumt sei". Der französische Genera! Cüstine drang nun gegen den Mittelrhein vor, eilte über Speier und Worms nach Mainz und bekam diese wichtige deutsche Feste, die Beherrscherin zweier Ströme, durch bloße Drohungen in seine Gewalt. Dann wandte er sich nach dem reichen Frankfurt, trieb große Brandschatzungen ein, wurde aber hier von den Preußen und Hessen überfallen und über den Rhein zurückgeworfen. Am 6. November besiegte Dümouriez die Oesterreicher in einer Hauptschlacht bei Jemappes, unweit Mons, und die österreichischen Niederlande, die ohnedies schon dem Kaiserjoseph Ii. den Gehorsam aufgesagt hatten, nahmen nun mit Freuden die Franzosen auf. Ein anderes französisches Heer nahm dem Könige von Sardinien Savoyen und Nizza weg, weil er sich den Verbündeten angeschloffen hatte. Man hatte gemeint, die französischen Soldaten, meist junge Burschen ohne alle Waffenübung und Kriegskenntniß, würden gegen die geübteren österreichischen und preußischen Soldaten nicht Stand halten; nun sah man, voll Erstaunen, wie diese Leute überall siegten. Singend gingen sie in den fürchterlichsten Kugelregen, mit der kältesten Todesverachtung griffen sie die Stellungen ihrer Feinde an, welche diese für unüberwindlich gehalten hatten, und war ein Regiment dieser jungen Freiheitsschwärmer aufgerieben, so stand gleich wieder ein neues da; denn Alles drängte sich herzu, um die „Freiheit gegen die Tyrannen zu vertheidigen". 10. Durch diese Siege noch tollkühner gemacht und gleichsam jenem drohenden Manifeste zum Trotz beschloß der Nationalkonvent, der aus den wildesten Jakobinern bestand, Ludwigs Tod. Der nach dem Blute seines Königs lechzende Robespierre schrie, schon die einzige Thatsache, daß Ludwig König gewesen, sei Verbrechen genug, das den Tod verdiene. Dagegen setzten sich aber die gemäßigteren Girondisten, welche zwar eine republikanische Verfassung, nicht aber die Hinrichtung des Königs gewünscht hatten, und bestanden darauf, daß Ludwig zuvor zu gerichtlicher Untersuchung gezogen würde. Bloß zum Schein gab die andere Partei nach und der Maire von Paris ward am 11. Dezember nach dem Gefängnisse geschickt, um den König abzuholen. Als er ihm den Beschluß des Nanonaltonvents vorlas: „Ludwig Kapet wird um 5 Uhr vor die Schranken des Konvents geführt!" erwiederte der König: „Kapet? — das ist nicht mein Name, wohl aber der Name eines meiner Vorgänger. Doch diese Benennung steht wohl in Verbindung mit der Behandlung, die ich hier seit mehreren Monaten erdulde." Er stieg mit dem Maire in den Wagen und fuhr unter den Drohungen und Verwünschungen des Pöbels nach den Tuilerien, wohin der Konvent seine Sitzungen verlegt hatte. Bei seinem Eintritte in den Saal entstand eine tiefe Stille; aller Augen waren auf ihn gerichtet Ruhig und ergeben, mit dem vollen Bewußtsein
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