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1. Die neue Zeit - S. 390

1877 - Leipzig : Brandstetter
390 Erzherzog Karl erließ einen Aufruf an die ganze deutsche Nation; darin sagte er: „Wir kämpfen, um Deutschlands Unabhängigkeit und Nationalehre wieder zu erringen. Unsere Sache ist die Sache Deutschlands. Nur der Deutsche, der sich selbst vergißt, ist unser Feind!" Auch viele andere Aufrufe erschollen wie Donner zu den deutschen Volksstämmen: „Erwacht ans dem Todesschlafe der Schande, ihr Deutschen! Soll euer Name der Spottruf von Jahrhunderten werden?" Aber Napoleon gebot den Fürsten des Rheinbundes, ihre Heere gegen Oesterreich zu führen; Preußen war noch von der liebemacht gefesselt, und so gelang es dem schnell aus Spanien zurückeilenden Kaiser abermals, die österreichischen Heere zurückzuschlagen; im Triumph zog er am 10. Mai (1ö09) in Wien ein und bezog die Residenz von Schönbrunn. Erzherzog Karl aber rückte mit 76,000 Mann aus Böhmen an die Donau, um Wien zu entsetzen. Napoleon zog ihm entgegen. Am Pfingstsonntag kam es auf dem Marchfelde bei den Dörfern Aspern und Eßlingen zwischen den feindlichen Heeren zur Schlacht, die zwei Tage währte. Mit ungeheurer Erbitterung wurde von beiden Seiten gekämpft; jeder gemeine Mann war ein Held und die Feldherren wetteiferten mit den Soldaten an persönlicher Tapferkeit. Da klang mancher Ruf wie ein Nachhall aus dem klassischen Alterthum; da antworteten die Krieger der österreichischen Infanterie, mauerfest zusammengeschaart, der Aufforderung der heransprengenden gewaltigen Reitermassen Napoleon's: „Streckt die Waffen!" mit hohem Stolz und Muth: „Holt sie euch!" Der Zauber von Napoleon's Unüberwindlichst war gelöst; Erzherzog Karl führte, als der Sieg auf die Seite der Franzosen sich lenkte, selbst ein Bataillon herbei, um eine gefährliche Lücke auszufüllen, und ergriff dann selbst die Fahne des Regiments Zach, führte die begeisterten Soldaten an und flog hierher und dorthin, wo die Gefahr am größten war. Napoleon erlitt zum ersten Male eine blutige Niederlage; mit Mühe rettete er sich auf die Donauinsel Lobau. Der tapfere Marschall Lannes war geblieben; die Marschälle Massen« und Bessiöres nebst einer großen Menge von Generalen verwundet. Schrecken durchfuhr das ganze Heer und es wäre verloren gewesen, wenn die vom Erzherzog Karl erwartete Verstärkung eingetroffen wäre. Aber diese blieb aus, Napoleon gewann Zeit sich zu sammeln, und schlug die Oesterreicher bei Wagram zurück. Im Frieden zu Schönbrunn verlor Oesterreich abermals 2058 Geviertmeilen Landes und drei und eine halbe Million Seelen. Mit neuen Lorbeeren geschmückt kehrte Napoleon nach Paris zurück. Bald nach seiner Rückkehr ließ er sich von seiner liebenswürdigen Gemahlin Josephine scheiden, weil sie ihm keinen Thronerben geboren hatte, und warb um die Hand der Erzherzogin Maria Louise, der Tochter desjenigen Kaisers, dem er die Hälfte seines Reiches entrissen hatte. Der gebeugte Kaiser Franz brachte in der Hoffnung des Friedens mit schwerem Herzen das Opfer und am 2. April 1810 fand in Paris mit ungewöhnlichem Gepränge die Vermählung statt.
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