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1. Die neue Zeit - S. 419

1877 - Leipzig : Brandstetter
419 ziehen. Auch Venedig erhob sich am 22. März unter dem Advokaten Manin und zwang den unfähigen Kommandanten Zichy zur Uebergabe. Der Papst Pius Ix. fühlte sich in seinem Kirchenstaat auch nicht mehr sicher und entwich nach der Festung Gaeta zum König von Neapel. Die Herzöge von Parma und Modena mußten sich nach Oesterreich flüchten, und nun eilte der König von Sardinien, Carlo Alberto, den Lombarden zu Hülse, in der Hoffnung, ein oberitalienisches Königreich zu gründen, das stark genug wäre, zwischen Frankreich und Oesterreich sich zu behaupten. Doch der unerschütterliche tapfere Radetzky schlug ihn in einer Hauptschlacht beicustozza am 25. Juli und im folgenden Jahre am 23. März bei Novara so entscheidend, daß er in Verzweiflung die Krone seinem Sohne Viktor Emmanuel übergab, der am 6. August zu Mailand mit Oesterreich Frieden schloß. Am 22. August kapitulirte auch Venedig und eine französische Armee unter Oudinot rückte in den Kirchenstaat ein, eroberte Rom und stellte die alte Papstherrschaft wieder her. In Preußen war seitdem I.juli 1840 Friedrichwilhelm Iv. seinem Vater in der Regierung gefolgt — ein wohlwollender, vielseitig gebildeter, sehr beredter Fürst, aber kein Mann der That, von dem man also auch nicht erwarten durfte, daß er dem Einfluß Metternichs sich entziehen und das Uebergewicht Oesterreichs brechen würde. Wiederholt an das von Friedrich Wilhelm 111. gegebene Versprechen gemahnt, eine das ganze Land umfassende Verfassung zu geben und Reichsstände einzuberufen, erklärte er, daß er nimmermehr zugeben werde, „daß sich ein beschriebenes Blatt (die Verfassungsurkunde) zwischen unserem Herrn im Himmel und das Land als eine zweite Vorsehung eindränge". Das Jahr 1848 brachte ihm zum Bewußtsein, daß ein solches „Stück Papier" doch etwas werth sei und daß er sich eine schwere Demüthigung erspart haben würde, wenn er es sechs oder acht Jahre früher seinem Volke bewilligt hätte. In Berlin hatten am 6. März die Volksversammlungen „vor den Zelten" begonnen, am 13. März kam es zum ersten Zusammenstoß mit dem Militär. Am 17. März erschien eine Kölner Deputation und am folgenden Tage eine Berliner Deputation vor dem Könige und verlangte größere konstitutionelle Freiheit und zugleich Umgestaltung des so verächtlich gewordenen deutschen Bundes zu einem einheitlich regierten Bundesstaat, in welchem auch das deutsche Volk durch seine Abgeordneten vertreten wäre. Der König sagte zu und entließ die Abgeordneten sehr freundlich, das vor dem Residenzschlosse versammelte Volk brachte freudig bewegt dem Könige ein Lebehoch, der zwei Mal auf den Balkon heraustretend von tausendstimmigem Jubel begrüßt wurde. Nun aber siel es auf, daß alle Eingänge des Schlosses mit Militär besetzt waren und es erhoben sich von allen Seiten Rufe: Militär fortl Diese Zumuthung wies der König entschieden zurück. Als nun zwei Schüsse fielen, glaubten die Volksmassen, man habe sie getäuscht und 27*
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