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1. Quellenbuch - S. 52

1885 - Leipzig : Brandstetter
- 52 — einer Unterredung zusammen; und sie redeten lange miteinander, und der Papst beehrte den Kaiser mit großen und zahlreichen Geschenken. Nachdem sie aber beide zu ihren Zelten zurückgekehrt waren, schickte der Kaiser stattliche Geschenke durch den ehrwürdigen Abt Adalung an den Papst. Einige der Begleiter des Kaisers gaben den Rat, den Kaiser zu verlassen und zu seinen Söhnen überzugehen. Viele folgten diesem schlimmen Rate, und in der Nacht verließen sie die Zelte und gingen zu den Söhnen. Am andern Morgen kamen etliche, die zurückgeblieben waren, zu dem Kaiser. Zu diesen sprach er: „Gehet auch ihr zu meinen Söhnen, denn ich will nicht, daß einer um meinetwillen Leben oder Glieder einbüße." Da gingen sie unter Thränen von ihm. Bald darauf nahmen die Söhne den Pater gefangen und führten ihn mit sich. Darnach trennten sie sich; Pipin ging nach Aquitanien, Ludwig nach Bayern, Lothar aber führte den Vater mit sich nach der Pfalz Compiegne und that ihm hier viel Leides an mit den Bischöfen. Sie befahlen ihm, in ein Kloster zu gehen und dort die ganze Lebenszeit zu bleiben. Er weigerte sich jedoch und fügte sich ihrem Willen nicht. Alle Bischöfe aber bedrängten ihn hart und vor allen die, welche er selbst erst aus niedrigem Stande zu Ehren gebracht hatte, nebst denen, welche aus fremden Völkern zu diefer Würde erhoben waren. Sie bestimmten auch einen frechen Menschen, den Bischos Ebo von Rheims, aus ursprünglich unfreiem Geschlechte, daß er den Kaiser mit Lügen quäle. Unerhörtes redeten sie, Unerhörtes thaten sie, indem sie täglich zu dem Kaiser gingen. Sie nahmen ihm das Schwert von der Seite und zwangen ihn, ein härenes Bußgewand anzulegen. O, welche Vergeltung hast du, Bischof Ebo, an dem frommen Kaiser geübt! Er machte dich frei, nicht edel, denn das ist unmöglich; und nachdem er dich frei gemacht hatte, bekleidete er dich mit Purpur und Pallium, du bekleidetest ihn mit dem härenen Gewände; er erhob dich ohne Verdienst zum bischöflichen Sitz, du wolltest ihn vom Throne seiner Väter stoßen. Schmach treffe dich dafür alle Tage deines Lebens! Aber die Versuchung des frommen Fürsten, die er von den Nichtswürdigen erduldete, hat nur dazu gedient, daß seine Güte bewährt wurde, wie die Geduld des seligen Hiob. Von Compiegne führten sie den frommen Fürsten nach der Pfalz Aachen. Als dies sein Sohn Ludwig hörte, verließ er Bayern, von großem Schmerze um den Vater getrieben. Sobald er nach Frankfurt kam, schickte er von da Gesandte an Lothar, verlangend, daß der Vater milder behandelt werde. Das nahm aber sein Bruder nicht gut auf. Darauf brach Ludwig auf und kam nach Mainz, wo ihn sein Bruder traf; und sie hatten zusammen eine heftige Unterredung über diese Dinge. Denn alle, welche Lothar bei sich hatte, waren Gegner des Kaisers; die aber Ludwig mit sich führte, waren ihm und seinem Vater treu. Von da kehrte Lothar nach Aachen zurück und feierte hier das Geburtsfest des Herrn, während sein Vater noch immer in Haft war. Nach dem Feste der Erscheinung Christi schickte Ludwig wiederum Gesandte an seinen Vater. Als diese nach Aachen kamen, gewährte ihnen Lothar, daß sie den Kaiser sähen in Gegenwart seiner Aufpasser. Als die Gesandten vor dem Fürsten
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