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1. Quellenbuch - S. 78

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 78 — König eile zornig herbei, freuten sie sich sehr, daß ihnen Gelegenheit geboten sei, an dem, welcher sie schon längst von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen hatte, ihre Schmach auf gehörige Weise rächen zu können." 41. Die Kreuzzüge. 1096—1291. Uber die Veranlassung zu den Kreuzzügen und über den Anfang derselben berichtet der Geschichtschreiber Wilhelm von Tyrus: „Jahrhunderte lang pflegten christliche Pilger ungestört nach dem heiligen Lande zu wallfahrten, um an den geweihten Stätten, wo der Heiland gelehrt und gelitten hatte, innigere Andacht zu üben. Seitdem die Araber in jenen Gegenden herrschten, hatten sie solche Wallfahrten nicht gehindert, mitunter begünstigt. Als aber die seldschuckischen Türken daselbst die Herrschaft gewannen, wurden die frommen Leute, welche gerade dazumal häufiger und zahlreicher gen Jerusalem zogen, stets ärger bedrückt. Es ward ihnen schwerer Zins abgefordert, die Heiligtümer wurden entweiht und fromme Andacht verhöhnt, der Patriarch ward selbst an den Haaren vom Altar hinweggeschleift. Wie nun das christliche Volk unter so schmählicher Entwürdigung seufzte, da erbarmte sich Gott des Elends und erweckte die Christen des Abendlandes, daß sie heranzogen, Erlösung von dem Joche der Ungläubigen zu bringen. Als im November des Jahres 1095 viele Geistliche und Fürsten und eine unzählige Menge Volkes aus den Ländern nordwärts der Alpen zu Clermont sich zusammen fanden, erhob sich der Papst Urban und sprach: „Ihr wisset, geliebteste Brüder, wie das Land der Verheißung durch die Sündhaftigkeit der Bewohner in die Hände der Ungläubigen gefallen ist, damit es gezüchtigt, nicht aber, daß es gänzlich verworfen werde. Diese Wiege unseres Heils wird von den Heiden in arger Knechtschaft gehalten. Schon seit Jahrhunderten lastet darauf das Joch des gottlosen Sarazenenvolkes. Das Volk Gottes ist erniedrigt und erduldet Unwürdiges, die Fürstin der Landschaften, die Stadt Gottes, zahlet Zins. Der Tempel, ans welchem der Herr die Käufer und Verkäufer austrieb, ist eine Wohnung des Teufels geworden. Die Kirche der Auferstehung, die Ruhestätte des Heilands, muß den Frevel derer dulden, welche keinen Teil haben an dem ewigen Leben, sondern bestimmt sind dem höllischen Feuer. Die geweihten Stätten sind Viehställe geworden, die Kinder der Frommen werden von ihren Eltern gerissen und müssen entweder Gott lästern oder im Glauben beharrend den Märtyrertod sterben. Die Gottlosen achten weder Ort noch Stand; im Heiligtum werden Priester gemordet. Wehe, die Zeiten sind erschienen, davon König David geweissagt hat: die Heiden sind in dein heiliges Erbteil eingefallen! Gott, wirst du denn ewig zürnen? Nein, der Herr wird die Leiden enden nach seiner Barmherzigkeit. Aber wehe uns, daß wir stille sitzen und ruhig zuschauen den Missethaten und der Schmach der Stadt Gottes. Darum auf, meine Geliebtesten, waffnet euch! Ein jeglicher umgürte seine Lenden mit dem Schwerte, zu helfen unseren Brüdern; denn besser ist sterben im Kampfe für unser Volk, als länger den Greuel dulden. Wer den Eifer des Herrn in sich fühlet, der
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