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1. Quellenbuch - S. 101

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 101 - ihrem Kinde, dann ging der Blinde an der Hand seines Führers dahin; die Bauern aber riefen ihm nach: „Ja, Dieb Helmbrecht, hättest du den Pflug zur Hand genommen, so brauchtest du jetzt nicht den Blindenstecken zu tragen." Ein Jahr lang litt der Blinde Not. Da ging er eines Morgens durch emen Wald, in welchem Bauern Holz fällten. Als sie ihn sahen, sprach der eine: „Da kommt der Blinde, der mir einst eine Kuh geraubt hat." Ein anderer sprach: „^ch will ihn zerreißen in Stückchen, die kleiner sind als Sonnenstäubchen, denn er hat mir und meinen Kindern die Kleider vom Leibe gestohlen." Der dritte sprach :^ „Mir hat er meine Hütte aufgebrochen und daraus genommen alles, was ich hatte." Alle stürzten mit Geschrei auf Helmbrecht los. „Nimm deine schöne Mütze in acht, mit der du so geprahlt hast," riefen sie ihm höhnend zu und fielen über ihn her und zerzausten ihm Haar und Mütze. Endlich ließen sie ihn seine Beichte sprechen, dann hingen sie ihn an einen Baum. So ging des Vaters Traum in Erfüllung, zur Warnung allen Kindern, die Vater und Mutter nicht achten wollen. 33. Rudolf von Habsburg. 1273—1291. Von diesem Könige erzählt kurz zusammenfassend die gleichzeitige Chronik des Eike von Repgow, die erste prosaische Chronik in deutscher Sprache: „In dem 1273. Jahre nach Christi Geburt kam an das Reich der erste Rudolf, der Graf von Habsburg in Schwaben. Und er war daran siebzehn Jahre und etliche Monate. Er ward gewählt einmütiglich von allen Fürsten, wie es Gottes Wille, denn die Christenheit bedurfte seiner sehr. Da ihn die Fürsten erwählten zu Frankfurt, da lag er vor der Stadt zu Basel; die war des Bischofs von Basel, mit dem er zu der Zeit Krieg führte. Nun war König Rudolf also gar berühmt im ganzen deutschen Lande, wie er so mächtig, weise und sromm wäre. Darum sandten ihm die Kurfürsten das Königreich. Des erschrak der Bischof von Basel sehr; aber es war nicht nötig, denn der König versöhnte sich mit ihm gütlich. Der König war ein guter Friedemacher, denn er zerbrach alle die Raubhäuser, die damals das Land schädigten. Er stritt auch einen Streit mit dem Könige Ottokar von Böhmen, den schlug er, denn er setzte sich wider ihn und wollte nicht seine Lehen von ihm empfangen. Also besiegte der König Die Böhmen. Davon ward er also wert, daß ihn die Fürsten oft angingen, daß er nach Rom führe und Kaiser würde. Aber der König war ein weiser Mann und antwortete den Herren ans ihre Rede mit einer Fabel: „Es wurden viele Tiere geladen vor einen Berg, und der Fuchs kam auch dahin. Die Tiere gingen alle in den Berg, nur der Fuchs blieb allein draußen stehen und wartete, bis die Tiere wieder herausgingen. Ihrer aber kam keins wieder heraus, da wollte der Fuchs nicht in den Berg." Mit der Fabel gab der König den Herren zu verstehen, daß vor ihm mancher König über das Gebirge in welsche Lande fuhr, die alle darin blieben; darum wollte er nicht nach den welschen Landen und nicht nach Rom. Zu seiner Zeit ward auch Accon verloren (1291) und was sonst von dem heiligen Lande in der Christen Gewalt war. Also blieb der König in deutschen Landen. Das war dem Lande gut, denn er
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