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1. Quellenbuch - S. 129

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 129 — „Denk ich der Säumnis und der Schande, Die man jetzt spürt in jedem Lande Von Fürsten, Herren, Landen, Städten, Kein Wunder wärs, wenn wir schon hätten Die Augen ganz der Zähren voll, Daß man so schmählich sehen soll Der Christen Glauben untergehn. Verzeihe man, sieht man hier stehn Fürstliche Narren in der Schar. Wir nehmen leider gröblich wahr Des Christenglaubens Not und Klage. Der mindert sich von Tag zu Tage. Erst hat der Ketzer Übermut Ihn zerrissen in frecher Wut, Ihm Verwüstung angethan und Schmach Und mit Jrrsal ihn geschändet gar, Der groß im Orient sonst war, Als noch rechtgläubig Asia, Das Mohrenland und Afrika. Jetzt haben wir gar nichts mehr da; Einen Stein erbarmen möcht es ja, Was wir verloren allesamt. Kleinasia und Griechenland Die Großtürkei man jetzt benannt. Alle Welt hätt es sollen wehren, Daß wir so gutes Land verlören. Auch zählt dazu, was wir noch mehr In Europa eingebüßt seither. In Ungarn und der windschen Mark Sind jetzt die Türken also stark, Sie haben nicht das Meer allein, Ihnen ist die Donau auch gemein. Sie drohn uns Einbruch uuverwendet; Bistümer, Kirchen sind geschändet. So haben wir den Feind zur Hand Und wollen schlafend sterben all. Der Wolf ist wahrlich schon im Stall Und raubt die Heilgen Kirchenschafe, Dieweil der Hirte liegt im Schlafe. Das all ist unsrer Sünden Schuld; Keins mit dem andern hat Geduld, Kümmert sich um sein Leid nicht mehr. Richter, Ouetlenbuch. Jedes freute sich, weuns noch größer wär. Wie dem Ochsen wird es uns ergehn, Der dem Wolfe dachte zuzusehn, Wie er andere in den Rachen nahm, Bis auch an ihn die Reihe kam. So greift jetzt jeder mit der Hand, Ob noch kalt fei seines Hauses Wand, Denkt nicht des Nachbarnhans zu löschen, Bis ihm das Feuer seins gefressen. Europas Thor ist aufgethan, Allseits schon dringt der Feind heran, Der im Eifer weder schläft noch ruht. Ihn dürstet stets nach Christenblut.... Jedweder zu verarmen glaubt, Der nicht am römischen Reiche klaubt. Erst griff der Sarazenen Hand Nach Jerusalem und dem heiligen Land; Der Türke riß dann ab so viel, Zu zählen wärs kein Kinderspiel. Dann setzten Städte sich zur Wehr, Achteten keines Kaisers mehr. Ihm rupft die Gans der Fürsten jeder, Hätt er doch auch gern eine Feder. So ist das Wunder nicht so groß, Wenn bald das Reich steht bar und bloß. Jeder Kaiser muß vorab beschwören, Den Fürsten soll das Reich gehören, Jeder will sich gesichert wissen, Was er davon an sich gerissen. Um Gott, ihr Fürsten, seht den Schaden, Den ihr endlich habt mit auszubaden, Denn wenn das Reich geht hinter sich, So bleibt ihr auch nicht ewiglich. Ein jedes Ding hat mehr Gewalt, Wenn es zusammen bleibt geballt, Als wenn es auseinander geht. So lang Einhelligkeit besteht, Wächst jedem Dinge Kraft und Macht; Doch wenn Mißhelligkeit erwacht, Wird auch das Große bald zerstört. Deutscher Name war einst hochgeehrt Und hatt' erworben solchen Ruhm, 9
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