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1. Quellenbuch - S. 138

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 138 — ich war überzeugt, ich würde in demselben Stande und mit solcher harten, sauern Arbeit Gott einen großen Dienst thun. Und war doch mein Gelübde nicht einer Schlehen wert, denn ich zog mich damit aus Gewalt und Willen der Eltern, die mir von Gott geboten waren. Es hat aber Gott gewollt, wie ich nun sehe, daß ich der hohen Schulen Weisheit und der Klöster Heiligkeit aus eigener und gewisser Erfahrung, das ist aus vielen Sünden und gottlosen Werken erführe, daß das gottlose Volk nicht wider mich, ihren zukünftigen Gegner, zu prangen hätte, als der unerkannte Dinge verdammet. Darum bin ich ein Mönch gewesen und noch." „Mein Vater war übel zufrieden und wollte mir's nicht gestatten; er antwortete mir schriftlich wieder und hieß mich Du — vorher hieß er mich Ihr, weil ich Magister geworden — und sagte mir alle Gunst ab." „Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe meinen Orden so streng gehalten, daß ich's nicht aussagen kann. Ist je ein Mönch in den Himmel kommen durch Möncherei, so wollte ich auch hineinkommen sein. Das müssen mir bezeugen alle Klostergesellen, die mich gekannt haben. Denn ich hätte mich, wo es länger gewährt hätte, noch zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit." „Zu Erfurt fiel ich, ein junger Theologns, im Kloster auf der Liberei in ein Buch, da die Reden des Johannes Hus ausgezeichnet und darin geschrieben standen; ward aus Fürwitz lüstern, zu sehen, was doch der Erzketzer gelehrt hätte, weil das Buch in öffentlicher Liberei unverbrannt erhalten wäre. Da fand ich wahrlich so viel, daß ich mich davor entsetzte, warum doch solcher Mann verbrannt wäre, der so christlich und gewaltig die Schrift führen konnte. Aber weil sein Name so greulich verdammet war, daß ich dazumal dachte, die Wände würden schwarz und die Sonne müßte den Schein verlieren, wo man des Namens Hus wohl gedächte, schlug ich das Buch zu und ging mit verwundetem Herzen davon, tröstete mich aber mit solchen Gedanken: Vielleicht hat er solches geschrieben, ehe denn er ist Ketzer worden, denn ich des Konstanter Konzils Geschichte noch nicht wußte." „Ich las zu Erfurt im Kloster allein die Bibel, da schicket es Gott wunderbar-lich wider aller Menschen Gedanken, daß ich von Erfurt gen Wittenberg mußte; da ward ich wohl versetzet." „Ich wollte nicht hunderttausend Gulden dafür nehmen, daß ich nicht Rom gesehen hätte; ich müßte sonst immer besorgen, ich thäte dem Papste Gewalt und Unrecht; aber was wir sehen, das reden wir." „Ich wollte nur wünschen, daß ein jeder, der Priester werden soll, zuvor in Rom gewesen wäre und gesehen hätte, wie es da zugehe. Ich habe zu Rom von etlichen Hofleuten selbst sagen hören, es sei unmöglich, daß es länger so sollte stehen, es müsse brechen. Es ist gar nicht zu sagen und zu glauben, wie arg es dort ist. Ist eine Hölle, so ist Rom daraus gebauet. Rom ist die heilige Stadt gewesen, aber die allerärgste geworden." „Ich habe in Rom viele Messen halten sehen, so daß mir grauet, wenn ich daran denke. Es ekelte mir, daß sie so rips, raps Messe lesen konnten, als trieben
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