Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Quellenbuch - S. 160

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 160 — begann er wieder zu antworten, doch fchwäcklich, Herrn Michael Coelins und mir: „Ja" und „Nein". Und da wir ihm beide einschrieen und fragten: „Allerliebster Vater, ihr bekennet ja Christum, den Sohn Gottes, unsern Heiland und Erlöser!" sprach er noch einmal stark, daß man's hören konnte: „Ja!" Darnach war ihm Stirn und Angesicht kalt. Und wie hart man rief, rüttelte und mit dem Taufnamen nennete „Doktor Martine!" antwortete er nicht mehr, that einen sanften Odem und seufzte mit gefallenen, in einander geschlagenen Händen. Und, gnädigster Herr, das wir mit betrübtem Herzen und vielen Thränen klagen, ist also in Christo entschlafen ungefährlich zwischen zwei und drei in der Nacht gegen den Morgen. Dieses, gnädigster Kurfürst und Herr, habe ich bald die folgende Stunde, meiner nnterthänigen schuldigen Pflicht nach, wiewohl wir Armen, feine Schüler und Jünger von fünfundzwanzig Jahren her, aufs höchste durch diesen Fall betrübt, Ew. Kurfürstl. Gnaden sollen eilend schreiben und zu erkennen geben. Datum in Eil. Eisleben, Donnerstag nach Valentin um vier Uhr früh am 18. Februar Anno 1546. Ew. Kurfürstl. Gnaden unterthäniger, williger Diener Justus Jonas." 85. Aus Melanchthons Trauerrede am Sarge Luthers. Nachdem Bngenhagen in der Schloßkirche zu Wittenberg die Leichenpredigt über 1. Th eff. 4, 13. 14. gehalten hatte, trat Melanchthon an den Sarg und hielt eine Trauerrede im Namen der Universität. Er entwarf in derselben ein lebendiges Bild von der Persönlichkeit Luthers und sprach u. a.: „Dr. Luther hat die wahrhaftige reine christliche Lehre, so zuvor in vielen vornehmen Artikeln verdunkelt, wieder an den Tag gebracht und mit Fleiß erklärt, insbesondere hat er gelehrt, was rechtliche christliche Buße sei und welcher da sei der gewisse, wahrhaftige und beständige Trost der Herzen und Gewissen, so vor Gottes Zorn wegen der Sünden erschrocken find. Ungleichen hat er erklärt die rechte pau= linische Lehre, welche sagt, daß der Mensch allein durch den Glauben vor Gott gerecht werde. Desgleichen hat er auch gelehret, was rechte Anrufung Gottes fei, und wie die geschehen soll im Glauben und guten Gewissen, und hat uns allein gewiesen zu dem einigen Mittler, dem Sohne Gottes, nicht zu steinernen und hölzernen Bildern und Götzen, noch zu toten Menschen oder verstorbenen Heiligen. Zudem, daß die reine Lehre auch auf die Nachkommen fortgepflanzt und erhalten werden möge, hat er der Propheten und Apostel Schriften in deutscher Sprache verdolmetscht, so licht und klar, daß diese Dolmetschung noch viel mehr Lichts und Verstandes giebt dem christlichen Leser, denn vieler andern große Bücher und Kommentare. Und wie von denen, so die Stadt Jerusalem bauten, beschrieben, daß sie mit einer Hand am Bau arbeiteten und mit der andern das Schwert führten, also hat er zugleich auch wider die Feinde der reinen Lehre müssen fechten und doch daneben viel schöne Auslegungen voll tröstlicher Lehre geschrieben, und vielen armen,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer