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1. Quellenbuch - S. 184

1885 - Leipzig : Brandstetter
— 184 - laufen, nahmen sie das Zinn und Essen alles mit und kamen in unser Haus. Es währte nicht lange, so forderte einer Geld; da er sich nun entschuldigte, stach ihn der Tropf mit seinem eigenen Brotmesser in Gegenwart meines und seines Weibes, daß er zu Boden sank. Hilf Gott! wie schrie mein Weib und Kind! Ich stak in des Baders Haus über dem Ställchen im Stroh, sprang herab und wagte mich unter sie. Ich nahm meinen Schwiegervater, der da wie ein Trunkener taumelte, und trug ihn in die Badstube, daß er verbunden wurde. Dann räumten die Soldaten das Haus und die Gasse. Ich wagte mich weiter, ging durch Baders Höflein in meines Schwähers Kammer, trug Betten und Kissen hinüber, worauf wir ihn legten. Noch weiter mußte ich's wagen, ich ging in den Keller, einen Labetrunk für den Schwiegervater zu holen. Kaum war ich hinüber, so kommt ein Schelm in die Badstube, wirft den Kranken vom Bett und sucht alles aus. Weil nun in der Stadt ein Metzeln und ein Niederschießen stattfand, auch niemand sicher war, kamen in einer Stunde unterschiedliche Bürger, wollten sich verbinden lassen. Da gab mein Schwiegervater zu, daß ich ein Loch suchte und aus der Stadt käme, mein Weib und Kinder aber wollte er nicht mit mir lassen. Also ging ich auf die Schloßgärten zu, daß ich gen Holzhausen und Gellershausen zu sehen konnte, ob's sicher wäre. Da fanden sich Bürger und Weiber zu mir, an mir einen Trost zu haben und mit mir zu reisen. Als wir nun bei den Heideäckern waren, ritten acht Reiter, es waren Kroaten, oben auf der Höhe. Da sie unser gewahr wurden, errauuteu sie uns eilends. Zwei Bürger entkamen, ich mußte am meisten aushalten. Sie zogen mich aus, Schuhe, Strümpfe und Hosen, und ließen mir nur die Kappe. Mit den Hosen gab ich ihnen meinen Beutel Geld, den ich vor den ersten Mausern gerettet hatte. Die Not war so groß, daß ich nicht an meinen Beutel dachte, bis ich ihn zum letztenmal sah. Sie hieben auch mit ihren Säbeln aus mich hinein, und ich hielt meine Arme und Hände entgegen, habe durch Gottes Schutz nur eine kleine Wunde unten an der Faust bekommen. Unterdessen wurden sie einen Bauern gewahr, welcher sich in den Büschen besser verkriechen wollte. Es war der reiche Kaspar von Gellershausen; auf solchen ritten sie alle zu, und blieb nur einer bei mir, welcher ein geborener Schwede und gefangen worden war. Dieser sagte zu mir: „Pfaffe, lauf, du mußt sonst sterben." Auch sagte er, er wäre gut schwedisch. Ich faßte Vertrauen zu dem Rat, und bat ihn, wenn ich liefe, sollte er mir zum Schein nachreiten, als wenn er mich einholen wollte. Und also geschah es, daß ich den Kroaten entkam. Der reiche Kaspar aber mußte au jenem Ort elend sterben. Sie haben ihm die Kniekehlen entzwei gehauen. Darüber ist er an diesem Ort liegen geblieben und wurde nach Abzug der Feinde gefunden. Ich aber lief im Eichenholz ungefähr eine ganze Stunde fortwährend, konnte keinen dichten Busch ersehen, worin ich mich verbergen konnte, fiel endlich gar in eine Wasserlache. Ich war so matt vom Laufen, daß ich nicht weiter konnte. Also saß ich, bis es Nacht wurde, stand auf und ging immer dem dichten Gebüsch nach; so kam ich heraus, daß ich gen Seideustadt hinaussehen konnte. Ich schlich mich ins
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