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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 3

1910 - Düsseldorf : Bagel
3 zwischen den Feinden und Paris sich befanden, eine Einstellung der Kämpfe gewährt wurde. Die preußischen Truppen zogen ohne Anfechtung heim. Den Zustand der Wege aber veranschaulicht in etwa die Tatsache, daß Goethe wochenlang nicht in seiner mit vier Pferden bespannten Halbchaise fahren konnte, sondern als Reiter sich bis Trier durchschlagen mußte, um dann auf einem Boot nach Koblenz (bezw. Düsseldorf) weiterzufahren. Noch trauriger als dieser beschämende Rückzug war das Possenspiel in Mainz. Diese große Festung sollte gegen die Armee Custines, welche 18 000 Mann zählte, in Mainz aber auf 30000, in Frankfurt schon auf 50 000 und in Würzburg gar auf 80 000 geschätzt wurde, von etwa 1500 Mann verteidigt werden. Von diesen wraren 500 aus größeren Reichsverbänden zu 50 bis 100 Mann, viele aber auch aus ganz kleinen und kleinsten Staaten geholt worden. Als der erste Franzosenlärm losging, erklärten die 62 Weilburger, daß sie nicht gekommen, um sich für die Mainzer totschlagen zu lassen, und kehrten zeitig heim. Die Frankfurter wollten keine Kanoniere leihen, die Darmstädter nicht hier kämpfen usw. Als dann die Franzosen kamen, kapitulierte die Festung. Die Truppen durften gegen das Versprechen, ein Jahr lang nicht gegen Frankreich zu kämpfen, „ehrenvoll“ abziehen. In Mainz aber, das nun ein Teil der französischen Republik wurde, begann jetzt der Taumel der Klubbisten. (G. Forster.) Ebenso erfolgreich waren die Franzosen wie hier auf dem linken Flügel der Deutschen, so auch auf dem rechten. Mit allen seinen Truppen warf sich hier Dumouriez auf die halb so zahlreichen Oesterreicher bei Gemappes, und so vollständig war der Erfolg, daß ganz Belgien ihm darnach zufiel und — die alte Liebe der Franzosen — „den Anschluß an Frankreich begehrte“. Schon sprachen viele davon, den ganzen linken Rhein den westlichen Nachbarn lassen zu wollen; auch Preußen war den Krieg gründlich leid, zumal große Interessen seine Aufmerksamkeit nach Osten lenkten. Aber die Tatsache, daß hier im Westen jetzt unmittelbar deutscher und preußischer Besitz zu verteidigen war (Cleve), zwang doch noch zum weiteren Aushalten. So ging Preußen, nachdem es im Dezember Frankfurt zurückerobert hatte — die einzige glückliche Waffentat des Jahres — mit leidlich gutem Willen in das Jahr 1793 hinein. Eine leitende Rolle wollte es jetzt aber nicht mehr übernehmen.
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