1910 -
Düsseldorf
: Bagel
- Autor: Rothert, Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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halten möchten und kam dabei auf diejenigen Einrichtungen, in denen auch der moderne Staat das Allerwesentlichste der Einheit sieht: Einheit im Kriegswesen, im Recht, in den Finanzen und im Verkehrswesen. Auch sollte das Volk in irgend einer Art an der Regierung beteiligt werden. Dazu verständigte man sich 1495 in Worms.
Zunächst bestimmte man, daß zur Sicherung von Ordnung und Verkehr ein ewiger Landfriede walten solle. Ferner solle eine oberste Rechtsinstanz eingesetzt werden. Für die Unkosten wollte man Matrikularbeiträge erheben. Für die Besoldung der Reichsrichter sollten „die Kammerzieler“ dienen, eine Bezeichnung, die aus den Fälligkeitsterminen für die Kosten des Kammergerichts stammt. Für das Reichsheer aber waren die Römermonate bestimmt, die mit ihrem Namen an die alten Romlahrten erinnerten, zu denen ja die Vasallen verpflichtet waren. Zur Sicherung der Ausführung sollte das Reich in zehn Kreise geteilt werden, in denen der Kreisoberste mit den Ständen die nötigen Beschlüsse faßte.
Das waren gutgemeinte Beschlüsse. Da es aber an jeder Macht der Durchsetzung fehlte, wirkten sie vielfach mehr hemmend als wie verbindend. Die Aussichten auf Steuern und '\ eipflichtungen hatten schon damals nichts Verlockendes, und manche, wie die Schweizer, lösten darum noch mehr die Beziehungen zum Reiche.
Und zu all den trennenden Umständen kam nun noch das Schlimmste, die konfessionelle Spaltung. Mögen die Freunde der Reformation ihren Segen auch noch so hoch einschätzen und mögen auch ihre Gegner ihre guten Anregungen jetzt allgemeiner zugeben, so war ihre Wirkung für das Einigungs-bestieben im \olke doch so nachteilig wie möglich. Das deutsche \ olk hätte auch politisch von dieser gewaltigen Bewegung den größten "\ orteil gehabt, wenn sie allgemein durchgedrungen und das ganze Volk erfaßt hätte. Jetzt aber, da die einen übertraten, die ändern nicht, brachte sie die furchtbarste Spaltung, und mehr noch, sie weckte die heftigsten Leidenschaften und erzeugte die entsetzlichsten Kämpfe.
Ihre letzte Folge war der 80 jährige Krieg, der mit seinen umfassenden Verheerungen zu der Entfremdung die Erschöpfung brachte. Das entscheidende Wort beim Friedensschluß in Münster