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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 82

1910 - Düsseldorf : Bagel
82 Kriege bewirkten also fast plötzlich, was die lange schonende Behandlung vorher nicht zuwege gebracht: die wirkliche Verschmelzung. Es ist bezeichnend, wie im Gegensatz zu den Einrichtungen der Franzosen die neue Verwaltung das geschichtlich Ueberlieferte zu erhalten bemüht war. Die Franzosen hatten das geschichtlich Gewordene grundsätzlich nicht anerkannt und nach Flüssen und Bergen die neuen Grenzen gezogen, oft mitten durch ein Dorf, ja mitten durch ein Gehöft hindurch. Ja, es kamen Fälle vor, daß mitten durch ein Geschäft die politische Grenze gezogen wurde, daß der Laden diesseits und das Lager jenseits derselben war. Die preußische Verwaltung dagegen beachtete selbst in der Gestaltung der Provinzen und Kreise das Herkommen, d. h. das geschichtlich Zusammengewachsene. So wurde die Grenze von Rheinland und von Westfalen da gezogen, wo schon in den Zeiten der Karolinger die Sachsen und Franken sich voneinander schieden. — Am schwierigsten war natürlich die Befriedigung der Polen. Hier waren Konfession, Nationalität und geschichtliche Ueberlieferung bedenkliche Hindernisse und das um so mehr, als Adel und Geistlichkeit Plan und Zusammenhang in den Widerstand hineinbrachten. Immerhin war es ein Fortschritt, daß im neuen Preußen nicht mehr, wie 1795, der dritte Einwtohner ein Pole war, sondern nur der fünfte, d. h. von 10 500 000 Einwohnern fast 2 000 000 Polen. (Jetzt 3 600 000) Diese kleinere Zahl von Nichtdeutschen ertrug man um so leichter, als man damals nicht wie heute den Wert der Nationalität besonders hoch schätzte und viele Deutsche lange noch arglos für die Wiederaufrichtung Polens schwärmten, das noch immer nicht verloren sei. Es begreift sich, daß mit diesen widerstrebenden Elementen nicht sofort ein einheitlicher Verfassungsstaat zu bilden war. Um so mehr war man bemüht, auf wirtschaftlichem und geistigem Gebiete eine Einheit herzustellen. Dazu wußte der Staatskanzler Hardenberg, der besonnen und weitausschauend die Gestaltung der Provinzen betrieb, für diese die rechten Männer zu finden. So Vincke für Westfalen, Sack für Pommern, Schön für Preußen. Selber bedürfnislos, bereisten und durchwanderten sie ihr Arbeitsfeld und gaben in Fleiß, Sparsamkeit und praktischer Tätigkeit schon durch ihr Beispiel die besten Anregungen.
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