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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 152

1910 - Düsseldorf : Bagel
152 Die eigentliche Besitzfrage aber war damit nicht um das geringste gefördert. Beifall fand dieser Vertrag darum nirgends, am wenigsten in den Herzogtümern, die sich nicht wie eine Ware teilen lassen wollten. Die Mittelstaaten waren verstimmt, daß Oesterreich einfach ohne sie abgeschlossen, und selbst das Preußische Abgeordnetenhaus erklärte den Vertrag für rechtsungültig. Und doch war sein Wert auch für Preußen unverkennbar, schon deshalb, weil er den Bruderkrieg hinausschob. Ein anderer Vorteil war der, daß Oesterreich den Besitz Holsteins nicht so leicht in die verkehrten Hände gelangen lassen konnte, wie dies bei Schleswig möglich gewesen. Jedenfalls wrar König Wilhelm aber mit dem Vertrage sehr zufrieden. Er gab dies damit zu erkennen, daß er Bismarck zum Grafen ernannte. Ein günstiges Zeichen hätte es auch sein können, daß Frankreich jetzt mißbilligend eingriff, angeblich, weil hier nicht die Selbstbestimmung der Völker entscheide, sondern Gewalt und Eroberung. Der wirkliche Grund aber war der, daß Frankreich eine Verständigung Oesterreichs und Preußens gar nicht wünschte und daß es sich aus dem Kampfe, in welchem Preußen vermutlich unterliege, erheblichen Länderzuwachs versprach. Bismarck, der im September in Biarritz mit Napoleon zusammentraf, konnte dessen Besorgnisse wegen einer Verständigung der deutschen Mächte heben. Ueberaus geschickt wußte er dabei Napoleons Wohlwollen für Preußen zu erhalten, ohne doch irgend welche Zusicherungen zu machen. „Er ist doch ein Tiefenbacher,“ äußerte er sich hernach über den Mann, auf dessen Klugheit damals noch alle schworen. Inzwischen wurde das Verhältnis Preußens und Oesterreichs schon bald wieder gründlich schlechter. Oesterreich, das nun in Holstein allein regierte, begünstigte immer sichtlicher die Bestrebungen des Augustenburgers. Schleswig-holsteinsche Ständemitglieder erhoben beim Bunde gegen den Gasteiner Vertrag Einspruch; andere Abgeordnete taten dies in noch viel stärkeren Wendungen in Frankfurt. Massenversammlungen in Altona wurden noch viel ausfallender. Oesterreich wünschte offenbar diese heftigen Verwahrungen gegen das „gebismarckte1' Preußen. Nun wurde auch Bismarck deutlicher. Er wollte verhindern, daß Holstein, welches Preußen mitbesäße, „deteriorisiert“ werde.
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