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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 171

1910 - Düsseldorf : Bagel
171 So schien der ganze Erfolg von Königgrätz in Frage gestellt. Zum Glück aber beriet Bismarck jetzt die Politik des Königs und ebenso energisch wie geschickt wußte er auch über die jetzigen Schwierigkeiten hinwegzukommen. Höflich waren die Einladungen Napoleons zum Waffenstillstand gewesen; er appellierte an die „hochherzigen Gesinnungen des Königs“. Ebenso höflich wurde geantwortet, aber „dilatorisch“. Bismarck wußte, daß Frankreich doch nicht so ganz zum Kriege vorbereitet sei, daß es lieber diesen vermeide und durch Vorsicht sich hinhalten lasse. Und so genügte es wohl, wenn man „dankbar“ „im Prinzip“ die Vorschläge Napoleons annahm. Zur Annahme des Waffenstillstandes müsse man sich aber doch auch mit dem Bundesgenossen benehmen. Auch müsse man wissen, ob Oesterreich die Friedensbedingungen annehmen wolle. So müßten die militärischen Operationen einstweilen noch weiter gehen. Die preußischen Truppen konnten deshalb ihren Vormarsch auf Wien ruhig noch fortsetzen. Und damit war schon viel gewonnen. Und in der Tat war es für Preußen von größtem Wert, den Eindruck der gewonnenen Schlacht recht nachdrücklich wirken zu lassen. Versäumt war vielleicht die Ausnutzung des allerersten Schreckens. Wie erschütternd hätte er wirken müssen! Zumal in Wien, wo die Bestürzung eine so ungeheure war! Am 3. nachmittags 2l/a Uhr hatte man den Sieg errungen geglaubt. Groß war der Jubel; um so schrecklicher darnach aber die Betäubung, denn schon bald kamen ganz andere Nachrichten. Die Ostdeutsche Post schrieb um Mitternacht: „Die in später Nacht uns zugehenden Telegramme und Privatnachrichten enthalten wir uns zu veröffentlichen. Wir zittern es auszusprechen — aber alles deutet darauf hin, daß wir uns auf eine große Trauerbotschaft gefaßt machen müssen. Noch in diesem Augenblick wird mit Löwenmut gekämpft, aber das Wort erstarrt uns unter der Feder — die Schlacht scheint verloren!“ Die österreichische Armee war am 4. Juli so erschüttert, daß die Stärke vieler Regimenter unter den vierten Teil der regelrechten Zahl herabgesunken war. Unendlich viele Krieger waren versprengt und verlaufen. Waffen und Munition hatten sie von sich geworfen. Schon schrieb die Wiener Presse: Unsere Nordarmee besteht nicht mehr. Wäre in die wirren Haufen eine Verfolgung vorgenommen, wie sie nach der Schlacht von
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