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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 212

1910 - Düsseldorf : Bagel
212 Man erwartete nun mit Spannung, welch’ niederschmetternden Eindruck Paris aus den letzten Kämpfen gewonnen und war nicht wenig erstaunt, statt von Niedergeschlagenheit und Furcht von einer großen patriotischen Erregung, ja Begeisterung zu vernehmen. Das Kaisertum sei zusammengebrochen. 40000 Mann seien verloren, aber unter dem Jubel der Menge sei die Republik ausgerufen und eine „Regierung der nationalen Verteidigung und des Kampfes“, die sich selbst eingesetzt hatte, werde Frankreich retten. Einen billigen Frieden wolle man den Deutschen gewähren, aber „ nicht einen Fuß vom Lande und nicht einen Stein von den Festungen“ abtreten; lieber den „Krieg bis aufs Messer“. Diese stolze Sprache begriff man in Deutschland nicht. Man erklärte sich das Selbstgefühl nur aus der französischen Eitelkeit, mußte aber doch zuletzt die Erfahrung machen, daß die Hilfsmittel des Gegners allerdings noch immer nicht erschöpft seien und daß noch unendlich viel Widerstand zu brechen sei, wenn es einem starken Willen gelingen sollte, die Masse der halbwegs ausgebildeten, sowie der versprengten und entkommenen Krieger neu zu gestalten und die erreichbaren Geld- und Kriegsmittel zu ihrer Ausstattung heranzuziehen. Und dieser starke Wille fand sich in einem begeisterten Volkstribunen, dem Advokaten Leon Gambetta. Aus der Erde stampfen konnte freilich auch er die Armeen nicht, aber mit der Zeit konnten die neugebildeten Truppen doch brauchbar werden, und diese Zeit fand sich dadurch, daß die in Frankreich vordringenden Deutschen eine übergroße Zahl von festen Plätzen unbedingt in ihre Hand bringen mußten, wenn sie schließlich die letzte und größte, wenn sie Paris bezwingen wollten. Paris aber war nicht bloß die Hauptstadt des Landes, sondern auch nahezu Frankreich selber. Seine Einnahme war daher entscheidend für den Ausgang des ganzen Krieges. Aber war sie möglich? Die Franzosen verneinten dies. Die Riesenstadt war 1840, als ihre Befestigung beschlossen wurde, schon außerordentlich umfangreich und ein einschließendes Heer mußte natürlich einen so viel größeren Kreis einnehmen, daß man eine Belagerung schon deshalb damals für unmöglich erklärte. Und selbst, wenn sich ein Heer gefunden hätte, das die Einschließung versuche, so ließen sich die Lebens-
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