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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 228

1910 - Düsseldorf : Bagel
22\S Nichtfachmann war wie sein Gebieter. Bis dahin war er Betriebsdirektor der Südbahn gewesen. Vielleicht steigern diese Tatsachen das Gefühl der persönlichen Wertschätzung. Es mag eine größere Leistung sein, wenn man auch ohne Vorkenntnisse doch nicht ganz Unbrauchbares leistet. Das ist aber ein schlechter Trost, wenn die Sache nicht glückt. Anzuerkennen ist, daß Gambetta und Freycinet durch keine Nebenrücksichten geleitet wurden, auch dann nicht, wenn sie Feldherren ein- und absetzten. Ihr gutes Urteil ließ sie auch oft die richtigen Männer für die Leitung finden, wie Chanzy und Faidherbe. Aber bei aller Bewunderung bleibt es doch dabei, daß die furchtbare Kraftanstrengung dem Vaterlande für den letzten Erfolg gar nichts genutzt hat. Der Widerstand dauerte genau so lange, wie die Lebensmittel in den eingeschlossenen Plätzen reichten. Als sie erschöpft waren, mußte Frankreich doch um den Frieden bitten, den es schon so lange, aber billiger hätte haben können. Jetzt war die Erschöpfung nur um soviel größer geworden. Und verantwortlich für diesen letzten Ausgang sind Gambetta und Freycinet um so mehr, als sie durch ihr unmittelbares und gebietendes Eingreifen die besser unterrichteten Generale oft geradezu zu unvernünftigen Entschließungen genötigt haben. Beigetragen zu der Selbsttäuschung Gambettas hat die Erinnerung an die Tage der großen Revolution. Das Königtum hatte, so behauptete man, Frankreich damals so tief heruntergebracht, daß es kriegerisch nichts mehr leistete, die Republik aber hatte es dann so glänzend gerettet und über alle Völker groß gemacht. So sollte es jetzt wieder werden. Darum wiederholte man auch die Erhebung in Massen. Aber die im Felde sich gegenüberstehenden Scharen waren jetzt ganz andere, als wie 1792 und 1793. Nicht bloß die Deutschen, die damals in grenzenloser Uneinigkeit und Schwäche kaum über die Grenzen zu treten wagten und die jetzt geeinigt und siegreich um Paris und an der Loire standen, waren andere geworden, auch die Franzosen waren nicht mehr dieselben. Damals waren sie getrieben von den begeisternden Ideen der neuen Zeit, jetzt kämpften sie besten Falles für die Befreiung des vaterländischen Bodens. Die Empfindungen darüber aber
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