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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 269

1910 - Düsseldorf : Bagel
269 Die Sozial reform. Es gibt keinen Staat, der alle zufriedenstellt, und es wird auch keinen Zukunftsstaat geben, der dies vermöchte. Solange die Menschen verschieden bleiben an Einsicht, Willensstärke und sonstigen moralischen Kräften, so lange werden auch der Kluge, Fleißige und Sparsame vor ihren Gegensätzen im Vorteil sein; der Besitz und der Erwerb der Lebensgüter wird ihnen immer besser glücken, als den ändern. Allerdings ist die Ungleichheit heute größer denn je. Der Aufschwung von Handel und Industrie hat auch den Gewinn riesiger Vermögen gebracht und es ist begreiflich, wenn der Arbeiter mit Neid auf diese sieht. Es liegt so nahe, daß er seinen Anteil am Verdienst damit vergleicht. Es wächst seine Verstimmung noch mehr, wenn er den Worten seiner Parteigenossen lauscht und nur zu gern sich einreden läßt, daß ihm viel mehr zukomme. Die Gegenwart mit ihrem allgemeinen Wahlrecht und ihrer Förderung des Vereinslebens sagt ihm außerdem, daß er eine Macht besitze, den Unmut geltend zu machen und daß ihm das geschlossene Auftreten in sozialdemokratischen Vereinigungen anscheinend eine Möglichkeit biete, seinen Wünschen näher zu kommen. Nun gibt es aber unbedingt eine Grenze für alle solche Bestrebungen. Das Unternehmen, für welches gearbeitet wird, muß erwerbsfähig bleiben. Darnach richtet sich unverrückbar die Möglichkeit der Verbesserung. Wird Unmögliches verlangt oder gar erreicht, so sägt man den Ast ab, auf dem man sitzt.*) *) Zwei Belege für die überraschend schnell wachsende Belastung der Industrie durch die Arbeiterfürsorgegesetze. Zu den bestgestellten und größten Werken gehören unter den Hütten die Bochumer Gußstahlfabrik und unter den Zechen die Gelsenkirchener Bergwerksgesellschaft. Die erstere zahlt vom Reinertrag 49,69 °/o, die andere 54,18 °/o für die Wohlt'ätigkeitseinrichtungen. Das Wachsen vollzog sich bei der Gelsenkirchener Gesellschaft folgendermaßen: 1873 . . 104 235 Mark oder 4,63 °/o vom Reingewinn 1880 . . 173 106 r> 59 16,24 „ » 1890 . . 742 813 V 18,35 „ ft 1900 . . . 2 228 528 >5 r> 23,14 „ ft 1907 . . . 6 004 020 » 34,76 „ 75 Y> 1908 . . . 7 065 595 V n 54,18 „ V n Es liegt auf der Hand, daß die immer rascher sich vollziehende Steigerung zuletzt dahin führen muß, daß auch das bestgestellte Unternehmen in sich zusammenbricht. Schwach gestellte Werke gehen natürlich noch viel schneller zugrunde.
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