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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 295

1910 - Düsseldorf : Bagel
295 Die Magyaren. Als stärkste nichtdeutsche Gruppe hatten die Ungarn sich nach dem Ausgleich 1867 in Transleithanien eingerichtet und mit größter Rücksichtslosigkeit die Führung, ja die Herrschaft in Anspruch genommen. Die Deutschen, die so verzettelt wohnen, und die Rumänen, deren Lebensstellung eine bescheidenere ist, können sich der Vergewaltigung nicht mehr erwehren. Allmählich werden sie magyarisiert, denn die ausschließlich geltende Landessprache ist die magyarische. Nur die Kroaten haben eine gewisse Selbständigkeit behalten und nur wenige Gebiete sind es, in denen sie mit den Ungarn gemeinsam verhandeln. Das Streben der Magyaren geht nun dahin, wie sie in ihrem Transleithanien keinen Willen der anderen Völkerschaften auf-kommen lassen, obschon ihre Zahl noch nicht die Hälfte des Ganzen ausmacht, so auch nach außen den Zusammhang mit Oesterreich nur in der allerlockersten Form bestehen zu lassen. Diese weitgehenden Bestrebungen werden von mancherlei Umständen unterstützt. Ihre Stärke beruht zunächst auf der Zahl, denn keine andere Nation erreicht auch nur entfernt in Transleithanien die ihrige; dann auf dem geschlossenen Zusammenwohnen. Dies beides macht sie unbedingt zur ersten Nation des jenseitigen Landes. Daß sie aber die unbedingt Herrschenden sind, verdanken sie ihrer leidenschaftlichen, auf eine ruhmvolle Vergangenheit sich stützenden Vaterlandsliebe. Der reiche Adel weiß sich darin völlig eins mit der Masse des Volkes und ein angeregtes Geistesleben gibt dem nationalen Empfinden in Kunst und Literatur reichen Ausdruck. Man denke an die Prachtbauten, mit denen der Ungar seine schöne Hauptstadt schmückt. Welche Fülle von Palästen am schönen Donau-Ufer! Hier hat allein das Parlamentsgebäude fast das Doppelte des deutschen Reichstagsgebäudes gekostet. Man denke ferner an seine Dichter und Schriftsteller; an den Lyriker Petöfi, die Romanschreiber Eötvös und Jökai, an den Historiker M. Horvath und andere. So begreift man das Selbstgefühl der Ungarn. Es ist zu verstehen, daß die Oesterreicher, nachdem sie so lange vergebens gerungen haben, sie unterzuordnen, endlich zu dem lockersten
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