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1. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 4

1886 - Wiesbaden : Bergmann
4 Allgemeiner Charakter der deutschen Geschichte In England umgekehrt ward eine Reformation der Kirche durch den selbstherrlichen Willen des Königs Heinrich Viii. ins Werk gesetzt; die römisch-katholische Kirche machte einer „englischen Staatskirche" Platz. In Deutschland war der Versuch, eine „Reformation der alten Kirche an Haupt und Gliedern" durch deren eigene Organe (Konzil und Papst unter Zustimmung von Kaiser und Reich) ins Leben zu rufen, zwar unternommen worden, aber gescheitert. Das unabweisbare Bedürfnis einer solchen Reform brach sich nun auf anderem Wege, durch eine Bewegung vom Volke aus, Bahn. Diese Bewegung war stark genug, um allen Versuchen, sie wieder zu unterdrücken, (wie c>as in Frankreich geschah) zu widerstehen; aber sie war nicht stark genug, um ganz Deutschland in ihre Bahnen hineinzuziehen und von der römischen Kirche abzureißen. Dies wäre nur dann möglich gewesen, wenn entweder das Reichsoberhaupt selbst, der deutsche Kaiser, sich an die Spitze dieser Bewegung gestellt, oder wenn letztere eine dermaßen überwältigende Kraft entfaltet hätte, daß sie selbst über die bestehenden Gewalten hinweggeschritten, daß mit der kirchlichen zugleich eine politische Neubildung des Reichs erfolgt wäre. Beides geschah nicht und konnte, wie wir sehen werden, wie nun einmal ble Dinge lagen, nicht wohl geschehen. So trat das Dritte ein: eine konfessionelle Spaltung der Nation. Die neue Lehre brachte es nicht zur Herstellung einer neuen Kirche im ganzen Reiche; sie brachte es nur zu Landeskirchen, welche sich von der katholischen Partei und deren Haupt, dem Kaiser, erst Duldung, dann allmählich — nach langen, harten Kämpfen und leider nur mit Hilfe des Auslandes — Gleichberechtigung erstritten. Dieser religiöse Gegensatz drückt während der ganzen Periode von 1519 bis 1648, und noch weit darüber hinaus, deu gesamten politischen Zuständen Deutschlands dergestalt deu Stempel auf, daß kein anderes Interesse dagegen aufkommt, — dies umsomehr, als auch die in dieser Zeit regierenden Kaiser kein anderes Interesse zu kennen scheinen, als — neben dem ihrer Hausmacht, welches ihnen stets in erster Linie steht — das ihrer Religionspartei und eines möglichst vollständigen Sieges derselben über die Gegenpartei. Ja so sehr beherrscht diese konfessionelle Frage die Politik der Kabinette und die Gemüter der Unterthanen und so sehr sind alle politischen Verhältnisse im Reiche dadurch verschoben, daß zur Rettung der Gewissen (insbesondere der schwachem Glaubenspartei, der Protestanten,) vor drohender Vergewaltigung durch die Glaubensgegner
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