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1. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 6

1886 - Wiesbaden : Bergmann
6 Luthers Auftreten bis zum Reichstag zu Worms. ein zweiter Leo war), wollte man wissen, er mache Dabei ein gutcd Geschäft für seine Person. Er hatte, um seine Wahl zum Erzbischof zu sichern, sich erboten, das nach Rom zu entrichtende Palliengeld (20—30 000 Gulden), welches herkömmlicherweise das Erzbistum aufbringen mußte, aus seiner Tasche zu zahlen. 'Zur Entschädigung dafür war ihm dann vom Papste die Hälfte des Ablaßgeldes in Deutschland überlassen worden?) Genug, der Ablaß erschien als ein Geldgeschäft, welches Papst und Erzbischof gemeinsam zu ihrem eignen Nutzen ins Werk setzten. Der mit Einsammlung des Ablasses in Deutschland beauftragte Dominikanermönch Tetzel mag die Sache wohl ziemlich plump betrieben haben. Die römischen Kirchenlehrer machten den feinen Unterschied: „der Ablaß bedeute nicht den Erlaß der göttlichen Strafen für begangene Sünden, sondern nur den der ebendarauf gefetzten Kirchenstrafen". Tetzel selbst hat sich diese Auslegung später, in seinen gegen Luther veröffentlichten Thesen, angeeignet; allein damals, beim Verkauf der Ablaßzettel, hat er wohl davon nichts gesagt?*) Dieses Unwesen erregte bei allen besser Denkenden in Deutschland großes Ärgernis. Manche Landesherren verboten geradezu dem Tetzel den Eintritt in ihre Staaten. In erster Linie that dies Kursürst Friedrich der Weise von Sachsen. Allein unmittelbar an den Grenzen Sachsens trieb Tetzel sein Wesen auf magdebnrgifchem Gebiet. So u. ct. in dem ganz nahe bei der Residenz des Kurfürsten, Wittenberg, gelegenen Jüterbogk. Biel Volk aus Wittenberg und Umgegend lief hinüber zu dem Ablaßkrämer. Dies war es, was das sittliche Gefühl Luthers empörte. Luther war als der Sohn eines armen Bergmanns am 10. November 1483 in Eisleben geboten. Nach einer harten, entbehruugsvolleu Schulzeit in Eisenach hatte er sich ans der Universität Erfurt den klassischen *) Daß dem so gewesen, berichtet selbst der streng katholische Janßen in seiner „Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgauge des Mittelalters", 1879. 2. Bd. S. 65. **) Auf jene Unterscheidung beruft sich auch Janßen (a. a. O. S. 78); allein er selbst muß (ebenda S. 77) gestehen: „Gleichwohl kamen schwere Mißbrauche vor, und das Auftreten der Prediger, die Art der Darbietung und Anpreisung des Ablasses (!!) erregte mancherlei Ärgernisse" (!) Und ein von Janßen zitierter zeitgenössischer Schriftsteller, Hieronymus Emser, spricht von der „Schuld der geizigen Kommissarien, Mönch' und Pfaffen, die so unverschämt von dem Ablaß gepredigt und mehr aus Geld, denn ans Beicht', Ren' und Leid gesehen." In den Ablaßbriefen selbst (deren noch einzelne existieren) ist der Sinn des Ablasses zweideutig gefaßt.
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