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1. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 58

1886 - Wiesbaden : Bergmann
58 Der Westfälische Friede. Festungen (von denen namentlich Ehrenbreitstein für die Deckung des Rheins sehr wichtig war), dem Kurfürsten von Trier zu übergeben, in dessen Händen solche natürlich für Frankreich ungleich weniger gefährlich waren. Die spanischen Niederlande (der sog. „burgundische Kreis") sollten zwar bei Deutschland verbleiben, allein bei etwaigen Zwistigkeiten zwischen Frankreich und Spanien wegen dieser Länder sollte das Reich sich nicht einmischen dürfen — mit andern Worten, das Reich sollte ruhig zusehen müssen, wenn Frankreich auch diese Länder, die doch ein altes Besitztum der deutschen Nation waren, an sich risse! Den Gesamtverlust Deutschlands kann man auf 1900 Quadratmeilen und 4j/2 Mill. Einwohner schätzen. Noch eine überaus schmerzliche Einbuße erfuhr Deutschland durch den Westfälischen Frieden: zwei seiner kräftigsten Glieder, die Niederlande und die Schweiz, die freilich schon bisher (die Niederlande seit ihrer Anerkennung als Freistaat durch Spanien 1598, die Schweiz seit 1499) thatsächlich nicht mehr zum Reiche gehalten hatten, sagten sich jetzt auch rechtlich gänzlich von demselben los. Kurbrandenburg, welches auf sein Erberecht auf Pommern verzichten mußte, ward dafür entschädigt durch das Erzbistum Magdeburg und die Bistümer Halberstadt, Minden, Eamin. Noch andere, minder bedeutende Ausgleichungen fanden statt. Eine allgemeine Amnestie ward erlassen. Die 1620 dem Kurfürsten Friedrich abgenommene und an Bayern gegebene Pfalz ward dem Sohne des inzwischen verstorbenen Kurfürsten Friedrich, Karl Ludwig, zurückgegeben; doch blieb bei Bayern die Oberpfalz und die ebendamals auf dasselbe übertragene Kurstimme, wogegen für die Pfalz eine neue, die achte, Kur errichtet ward. Wertn damals, wie Zeitgenossen berichten, dieser Friedensschluß zu Osnabrück und Münster von dem deutschen Volke jubelnd begrüßt und mit Festlichkeiten aller Art gefeiert ward, so bezeugt dies teils die furchtbare Höhe des Kriegselendes, dem man sich endlich dadurch entrissen sah, teils die bereits erfolgte Abschwächung des Nationalgefühls und die dadurch erzeugte Gleichgiltigkeit gegen Macht oder Ohnmacht, Ehre oder Schande des Vaterlandes.
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