Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 157

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 457 — Besuch der Stadt, und die in Jerusalem lebenden Christen genossen unter einem Patriarchen freie Religionsübung. Das alles änderte sich jedoch, als Palästina im Jahre 1073 in die Hände der Seldschuken, eines rohen Türkenstammes, fiel, der unter seinem Emir Seldschuk für den Islam gewonnen aus den Gegenden vom Aralsee erobernd durch Vorderasien gedrungen war. Die Seldschuken bedrückten nicht nur die morgenländischen Christen, sondern beraubten und mißhandelten auch die Pilger, die seit dem Jahre 1000 besonders zahlreich aus dem Abendland herbeigeströmt waren; viele von diesen fanden sogar, nachdem sie alle Mühen und Gefahren der weiten Reise glücklich überstanden hatten, noch am Ziele ihrer Wanderung den Tod. Diese Bedrängnis der Christen erregte das tiefste Mitgefühl des Einsiedlers Peter von Amiens, eines frommen Mannes. Von dem schwärmerischen Wunsche beseelt, der Befreier seiner Glaubensgenossen im Morgenlande und der Rächer des geschmähten Heilandes zu werden, eilte er mit einer Bittschrift des hart bedrängten Patriarchen von Jerusalem nach Rom, um den Papst Urban Ii. zu veranlassen, die gesamte Christenheit des Abendlandes zu eiuem Befreiungskämpfe für das heilige Grab aufzufordern. Auch kamen Gesandte des byzantinischen Kaisers Alexius, welche die abendländische Christenheit zur Hilfe gegen die Seldschuken aufforderten, die schon Konstantinopel bedrohten. Mit tiefer Rührung lauschte der Papst der ergreifenden Schilderung, die der begeisterte Einsiedler von den Leiden seiner christlichen Brüder in Palästina entwarf; er zollte seinem Feuereifer das gebührende Lob und trug ihm auf, die Völker des Abendlandes für den großen Plan zu gewinnen. Peter von Amiens durchwanderte hierauf ganz Italien und Frankreich und predigte in Städten und Dörfern über die Grausamkeit der Ungläubigen, über die Schmach, die den heiligen Stätten widerfahre, und über die Pflicht der Christen, solchen Frevel nicht länger zu dulden. Die hinreißende Kraft seiner Beredsamkeit und das Ungewöhnliche seiner ehrfurchtgebietenden Erscheinung riefen im ganzen Abendlande eine gewaltige Bewegung hervor, und ein glühender Eifer für die Befreiung des Heiligen Landes erfüllte alle Stände und Schichten der Gesellschaft^. Papst Urban sah mit Wohlgefallen die täglich wachsende Begeisterung. Er schrieb eine Kirchenversammlung nach Clermont (in der Auvergne) aus, zu welcher sich im November 1095 eine große Menge von Bischöfen, Fürsten, Rittern und Herren und zahllose Scharen aus allen Ständen des Volkes einfanden. In begeisterter Rede schilderte der Papst der Versammlung das Verdienstliche des beabsichtigten Unternehmens, und unter dem tausendstimmigen Rufe: „Gott will es! Gott will es!" wurde der erste Kreuzzug beschlossen. Viele Tausende nahmen das Kreuz, d. h. sie ließen sich zum Zeichen 1 Allerdings darf inan Peter nicht als die eigentliche Seele und den Träger der Bewegung ansehen. Seine Bedeutung ist früher vielfach überschätzt worben.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer