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1. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 183

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 183 — Sänger, die in Deutschland Minnesänger (Sänger der Liebe), in Spanien und dem südlichen Frankreich Troubadours, im nördlichen Frankreich Trouveres (beide Namen von trouver, finden, erfinden), in England Minstrels genannt wurden, entfalteten sie sich zu den Zeiten der Kreuzzüge im gesamten Abendlande zu hoher Vollkommenheit. Fahrende Sänger zogen von Burg zu Burg, von Gau zu Gau. In Deutschland fällt die Blütezeit des Minnegesanges in die Zeit der kunstsinnigen Hohenstaufen, von denen mehrere, wie Heinrich Vi. und Konradin, selbst Dichter waren. Ihre höchste Vollendung erreichte die deutsche Dichtkunst des Mittelalters in dem Nibelungen- und dem Gudrunlied (Volksepen), in denen alte Heldenlieder kunstvoll zusammengefügt sind, sowie in dem Heldengedichte „Parzival" von Wolfram von Eschenbach. Als hervorragende Dichter sind noch zu nennen: Hartmann von der Aue, dessen schönste Dichtung „Der arme Heinrich" ist; zwei andere seiner Dichtungen sind der aus Britannien stammenden Artussage entnommen; ferner Gottfried von Straßburg, der Verfasser des leichtfertigen Epos „Tristan und Isolde". Im eigentlichen Minnegesang steht Walther von der Vogelweide obenan; weit hinter ihm zurück steht Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob. Als mit dem Verfall des Ritter- tums die Ritterharfe verklungen war, rechneten es sich die reichen Städte zur Ehre, der heimatlos gewordenen Poesie eine Zufluchtsstätte zu bereiten, und so stieg sie von den Thronen der Fürsten und den heitern Höhen der Ritterburgen herab in die engen Werkstätten der Handwerker. Mit lobenswertem Eifer widmeten sich die biedern Bürger der Pflege der Dichtkunst und gründeten Schulen zur Erlernung des Meistergesanges; doch Pflegten diese meistens nur die Form, so daß die handwerksmäßig betriebene Kunst nur dürftige Blüten trieb. Der berühmteste unter den Meisterfängern war Hans Sachs, ein Schuhmacher zu Nürnberg (geb. 1494, gest. 1576), dessen Dichtungen jedoch nicht mehr dem Mittelalter angehören. Auch die Baukunst stand im Mittelalter in hoher Blüte. Die herrlichen Dome, die sie geschaffen, sind beredte Denkmäler, wie des christlichen Sinnes jener großen Zeit, die ihre Kunst und ihr Streben vorzugsweise in den Dienst der Religion stellte, so auch des Reichtums der Städte und des Hochgefühls ihrer Bewohner. Ein Bild der christlichen Kirche, stehen diese Dome auf unerschütterlichem Fundamente, wie für die Ewigkeit gegründet; ihrem Bau liegt das Kreuz zu Gruude, und wie der Glaube den Blick aufwärts hebt von der dunkeln Erde zu dem Lichte des Himmels, fo schwingen sie sich von Bogen zu Bogen empor in die lichten Räume, und die Spitzen ihrer Türme scheinen das Himmelsgewölbe zu berühren. In der christlichen Baukunst sind drei Hauptstilarten zu unterscheiden: der byzantinische Stil, der romanische oder Rundbogen st il, und der gotische oder Spitzbogen st il. Der letztere stand besonders
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