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1. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 235

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 235 — Autoritäten die nötige Abhilfe geschaffen werden konnte, kam in Deutschland eine Bewegung zum Ausbruch, welche einen großen Teil der Nation zur Trennung von der Kirche hinriß. Papst Leo X. hatte, um Beisteuern zum Ausbau der Peterskirche zu sammeln, einen Ablaß, den schon Julius Ii. nach dem Gebrauche der damaligen Zeit ausgeschrieben hatte, nun wirklich verkündigen lassen, mit dessen Verkündigung im nördlichen Deutschland der Erzbischof Albrecht von Mainz den Dominikanerorden beauftragt hatte. Einzelne Glieder dieses -Ordens ließen dabei die von der Kirche vorgeschriebenen Ermahnungen zur Buße und Sinnesänderung als der unerläßlichen Bedingung zur Gewinnung des Ablasses zuweilen außer acht und trugen dadurch zu einer-falschen Auffassung des Ablasses von seiten des Volkes bei. Unrichtig aber ist, daß der später vielgeschmähte Dominikaner Johann Tetzel ebenfalls Mißbrauch mit dem Ablaßpredigen getrieben hat; Tetzel war im Gegenteil ein eifriger Priester, der dem Volke die Notwendigkeit der Buße streng einschärfte. Der erwähnte Mißbrauch nun gab die äußere Veranlassung zum ersten öffentlichen Auftreten Martin Luthers. 2. Luther und die Schweizer Neformatoren. Martin Luther, der Sohn eines Bergmannes aus der Grafschaft Mansfeld, geboren zu Eisleben 1483, hatte anfangs die Rechtswissenschaft, dann Theologie studiert und war in den Augustinerorden eingetreten. Durch seinen Prior Staupitz empfohlen, wurde er von dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen als Professor der Philosophie und Theologie an die 1508 neu errichtete Universität Wittenberg berufen und später zum Hofprediger ernannt. Schon während seines Aufenthaltes in dem Augustinerkloster zu Erfurt war er durch feine Ansichten über die Rechtfertigung des Menschen mit der Lehre der Kirche in Widerspruch geraten, indem er den menschlichen Willen für unfrei erklärt und die Behauptung aufgestellt hatte, der Mensch werde durch den Glauben allein gerechtfertigt, ohne daß es dazu seiner eigenen Mitwirkung durch gute Werke bedürfe, zu denen er infolge der Unfreiheit feines Willens überhaupt unfähig fei. War diese Lehre Luthers schon an sich mit der kirchlichen Lehre vom Ablaß unvereinbar, so lag für Luther in dem Umstande, daß die Dominikaner, und insbesondere Tetzel, öffentlich vor derselben gewarnt hatten, noch ein besonderer Grund, gegen die Ablaßprediger aufzutreten. Am 31. Oktober 1517 ließ er an die Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze (Thesen) gegen die Art, wie der Ablaß verkündet werde, anschlagen und verteidigte dieselben von der Kanzel herab. Gegen diese Thesen erhoben sich Tetzel und andere Theologen, so namentlich der Jngolstädter Professor Johannes Eck, die in mehreren derselben Verstöße gegen die kirchliche Lehre nachwiesen, und es entbrannte zwischen ihnen und Luther ein heftiger Streit, der bald in ganz Deutschland eine ungewöhnliche Bewegung hervorrief. Papst Leo X.
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