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1. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 133

1886 - Berlin : Hertz
die Königin den lebhaftesten Anteil. Besonders war sie eine der ersten, die erkannten, daß des Vaterlands Erhebung durch eine sittliche Wiederbelebung vorbereitet werden müsse. „Weil wir abgefallen, darum sind wir gesunken," das wurde ihr immer klarer, und mit Freuden begrüßte und pflegte sie alle Keime eines wiedererwachenden Glaubens und christlichen Lebens. Im Jahre 1808 machte das Königspaar einen Besuch in Petersburg, wo sie mit rührendster Herzlichkeit und beispiellosem Glanz aufgenommen wurden. Alle Huldigungen vermochten jedoch der Königin keine unbefangene Freude mehr zu bereiten; sie fühlte, daß ihr Reich nicht mehr von dieser Welt sei. Schon in Petersburg war sie von Unwohlsein ergriffen worden, den ganzen Sommer 1809 hindurch fühlte sie sich leidend, ein kaltes Fieber zehrte an ihren Kräften. Am Ende des Jahres wurde endlich ihre Sehnsucht erfüllt, wieder nach Berlin zurückkehren zu können. Im folgenden Jahre konnte ihr noch einer ihrer langjährigen Wünsche gewährt werden, sie durfte im Sommer einen Besuch am väterlichen Hofe in Strelitz machen. Aber schon unterwegs erfaßte ein dunkles Vorgefühl ihres baldigen Dahinscheidens ihre Seele. Bald erkrankte sie; zuerst hatte sie nur Husten, Fieber und eine große Mattigkeit, am 16. Juli aber stellte sich plötzlich ein heftiger Brustkrampf ein. Der König wurde von Berlin gerufen; am Morgen des 19. traf er mit seinen beiden ältesten Söhnen ein. Es war die letzte Freude sür die Sterbende. Der König war wie zermalmt von Schmerz, man wollte ihn trösten. „Ach, wenn sie nicht mein wäre," sagte er, „so würde sie leben, aber da sie meine Frau ist, stirbt sie gewiß." Wenige Stunden darauf trat wieder eilt heftiger Krampfanfall ein; es war gegen neun Uhr, als die Königin sanft das Haupt zurückbog, die Augen schloß und ausrief: „Herr Jesus, mach' es kurz." Noch einmal atmete sie auf; mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König drückte feiner Luise die Augen zu, — seines Lebens Sterne, die ihm aus feiner dunkeln Bahn so treu geleuchtet." Der tiefste Schmerz eines ganzen Volkes begleitete den Leichenzug nach Berlin und nach Charlottenburg, wo ihr der edle Gemahl in dem berühmten Mausoleum eine Ruhestätte bereitet hat, wie sie ihrer und seiner würdig ist, ein Heiligtum echter Fürsten- und Menschengröße.
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