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1. Leitfaden der vaterländischen Geschichte für Schule und Haus - S. 156

1886 - Berlin : Hertz
156 düng, wie in seinem ganzen Wesen, liebte er die Einfachheit, aber immer sah man in ihm doch den König. Er erhielt sich seine kräftige Gesundheit bis ins Alter durch eine festgeregelte, einfache, mäßige Lebensweise. Ohne ein genialer Herrscher zu sein, war er durch schöne Gaben und Talente, besonders aber durch feinen trefflichen Willen und tiefen sittlichen Ernst einer der vorzüglichsten Fürsten aller Zeiten. Er besaß in einem seltenen Grade die Gabe eines klaren, gesunden Blickes, um in schwierigen Dingen nach gewissenhafter Prüfung das Richtige und praktisch Wichtige zu erkennen; er hatte ferner ein vortreffliches Gedächtnis für Personen und Sachen. Der Wert feiner geistigen Begabung wurde aber erhöht durch die Vorzüglichkeit seines Charakters. Der Grundzug desselben war die innere Wahrhaftigkeit; alles Unwahre, aller Schein, alle Lüge waren ihm tief zuwider. Mit der Wahrhaftigkeit seines Wesens hing die Sicherheit, Festigkeit und Ruhe desselben zusammen; mit diesen Eigenschaften war ferner eine echte Milde, das aufrichtigste Wohlwollen und ein tiefer Zartsinn vereint. Vor allem aber wurzelte fein ganzes Sein in echter Gottesfurcht und wahrer Herzensdemut; fein frommer (Sinn äußerte sich besonders auch in den Dagen der Prüfung in feinem lebendigen, festen Gottvertrauen und in der tiefsten christlichen Ergebung. Das Leben Friedrich Wilhelms war aber bei aller Freudigkeit solcher Ergebung doch von einem Hauch der Wehmut durch-zogen, seitdem feine teure Luise von ihm genommen war. Die Erinnerung an ihr liebliches Walten ging durch fein ganzes Leben und Sein hindurch, und er weilte unter allen seinen Schlössern am liebsten in dem stillen, einsamen Paretz, wo er einst die frohen Tage mit Luise verlebt. Als teures Andenken an die treffliche Königin war ihm der Kreis der Nachkommen geblieben, welche sie ihm gegeben. Das königliche Beispiel eines wahrhaft glücklichen häuslichen Lebens wirkte weithin im Lande fegenbringend. Als ihm aber nach und nach alle feine Töchter, die ihm feine häuslichen Geschäfte besorgt und feine einsamen Stunden versüßt hatten, durch Verheiratung entrissen waren, da fühlte er, daß ihm ein anderer verständiger und gemütlicher Umgang mit einem weiblichen Wesen zum Bedürfnis geworden. Freilich mußte er sich sagen: „Eine Luise bekomme ich nicht wieder"; so wollte er denn eine Frau aus nicht fürstlichem Stande nach wahrer Neigung und in rechtmäßiger christlicher Ehe, aber zur linken Hand heiraten, d. H. ohne Ueber-
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