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1. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 170

1916 - Stuttgart : Franckh
170 Lösung der letzten Aufgabe und somit bis zur Landung warten kann. Auch hat die Neuerung des Artillerieschießens mit Fliegerbeobachtung den Nachteil mit sich gebracht, daß die Flieger gezwungen wären, zur Mitteilung ihrer Beobachtungsergebnisse iu nächster Nähe der Batteriestellung oder der Beobachtungsstelle des leitenden Artillerieoffiziers zu landen. Nicht überall wird aber das Gelände außerhalb des Flughafens ein ungefährliches Landen gestatten und in manchen Fällen würde durch feindliches Granatfeuer das Flugzeug selbst am Niedergangsort und die durch sein Landen verratene Artilleriestellung gefährdet. Durch die Arbeit findiger Köpfe ist es schon längere Z--.it gelungen, eine einwandfreie Ankunft der von Fliegern abgeworfenen Meldungen am Boden sicherzustellen, und zwar auf vielerlei Arten, entsprechend den verschiedenen Möglichkeiten der Meldungserstattung und den hindernden oder günstigen Nebenumständen, wie sie Nebel, grelle Sonne, Dunkelheit und elektrische Störungen mit sich bringen. Trotzdem genügt diese Verständigungsart, weil zu einseitig, den Ansprüchen nicht, die besonders das erwähnte neue Artillerie-Schießver-fahren mit sich bringt. Und in allen, auch den schwierigeren Fällen, die Schußkorrekturen in der Luft richtig und rasch geben und unten berücksichtigen zu können, benötigte man noch eine Verständnismöglichkeit von der Batterie hinauf zum Flieger. Denn es war sehr störend, wenn bei jedem außergewöhnlichen Vorfall, auf den die knappen, vorher zwischen Batterie und Flieger vereinbarten Zeichen nicht anzuwenden waren, das Schießen und der Flug zu mündlicher Verständigung unterbrochen werden mußten. Kam-es doch beispielsweise vor, daß ein Flieger während eines bereits begonnenen Schießens stundenlang über dem Ziel seine Kreise zog und auf den Augenblick neuer Geschoßeinschläge wartete, um der schießenden Batterie die Lage der Schüsse zum Ziel zu melden. Wegen einer Ladehemmung, wegen mangelnder Munition oder sonst eines unvorhergesehenen Ereignisses hatte jedoch das Schießen um mehrere Stunden verschoben werden müssen. Fehlte nun die Verständigungsmöglichkeit zwischen Batterie und Flieger, so blieb nur übrig, es darauf ankommen zu lassen, bis der Flieger das Warten satt bekam und von selbst seinen Flughafen aufsuchte. Die beigegebene Abbildung veranschaulicht nun sämtliche gebräuchlicheren Verständigungsarten sowohl zwischen Flugzeug und Batterie, als auch umgekehrt. Teilweise sind diese Verständigungsmöglichkeiten schon in einem früheren Aufsatz aufgezählt und die dazu notwendigen Apparate dort ausführlich besprochen worden. Man sieht in der schematischen Darstellung bei 1 einen Flieger, der mit kurzen und langen Rauchstreifen Morsezeichen gibt. 2 und 7 zeigen die Nachrichtenübermittlung von der Beobachtungsstelle zum Flieger und umgekehrt mit Hilfe des Signalspiegels von Prof. Donath. Hierbei werden die von der Signalstation am Boden aufgenommenen Nachrichten und Meldungen telegraphisch oder telephonisch der weiter seindwärts im Feuer stehenden Batterie übermittelt. Auf die gleiche Weise erhält die Annahme- und Gebestation von der Batterie die nötigen Anweisungen für den Flieger, die sie an diesen wieder durch Lichtsignale weitergibt. Ziffer 3 zeigt die gebräuchlichste Art der Nachrichtenübermittlung beim Artillerieschießen. Hier treten an Stelle der kostspieligen Apparate einfache Signale mit der Leuchtpistole; wie Ziffer 8 zeigt, können diese Leuchtsignale auch durch Abschuß der Leuchtpistole vom Boden aus für den Flieger gegeben werden. Außer durch Änderung der Abschußrichtung ist es möglich, durch Anwendung von roten oder blauen Farbkugeln den Wortschatz zu erweitern, der der Verständigung zugrunde gelegt wurde. Wirbelt z. B. eine dunkle Rauchsäule links des Ziels auf, so feuert der Flieger die Leuchtkugeln in der Richtung auf ein Waldstück ab, das linker Hand der schießenden Batterie liegt. Dies sagt dem Batterieführer, daß die nächsten Schüsse mit einer Seitenkorrektur nach rechts abgegeben werden müssen. Hat er diese Korrektur zu stark genommen, so wird ihm eine Leuchtkugel des Fliegers, nach rechts abgeschossen, auch diesen Fehler melden. Liegt der Schuß zu weit, so steigt eine blaue Leuchtkugel vom Flugzeug aus. Nach dem nächsten Schuß meldet eine weitere blaue Kugel „noch immer zu weit". Das Ausbleiben eines Zeichens des Fliegers nach dem Aufschlag des Schusses verlangt „Wiederholung des Schusses", da der Einschlag nicht zu beobachten war. Eine rote Leuchtkugel besagt, daß die Schüsse zu kurz liegen, daß also „zugelegt" werden müsse. Ziffer 4 zeigt eine seltenere Art der Nachrichtenübermittlung, die meist nur in Gebieten angewendet wird, die wegen feindlicher Flugzeug-geschwader oder Großkampf-Flugzeuge nur mit großer Gefahr zu überfliegen wären. Gestattet nämlich die Belästigung durch den Gegner oder auch die taktische und schießtechnische Lage nicht mehr ein längeres Verweilen und ungestörtes Arbeiten über diesen feindlichen Gebieten, so hat man schon zu den Hilfsmitteln gegriffen, Brieftauben mit kleinen Photographenapparaten, wie sie in diesen Blättern auch schon abgebildet worden sind, vom Flugzeug abfliegen zu lassen. Ziffer 5 und 9 stellen eine Verständigung mit Hilfe von weißen Tüchern dar, die hinter der feuernden Batterie auf dem Erdboden ausgebreitet werden. Diese Tücher haben sich als ein durchaus feldmäßiges Mittel zum Zeichengeben bewährt, sie können jederzeit aus requirierten und in Streifen geschnittenen Bettüchern beschafft werden. Sie heben sich deutlich vom grasbewachsenen Boden ab und sind für den Flieger mit gutem Fernglas weithin zu sehen. Der Flieger seinerseits kommt den ihm durch entsprechende Formen der Tuchlegung übermittelten Wünschen der Batterie nach, indem er bestimmte Flugfiguren über dem Ziel fliegt. Er hat nur darauf zu achten, daß er bei grellem Sonnenschein möglichst auf der Schattenseite der Batterie arbeitet, damit feine Signale von dort leichter verfolgt werden können. Ist unten beispielsweise die Richtung des Zieles nicht genau bekannt, so entfaltet sich, wie die Abbildung zeigt, eine aus Tuchstreifen gebildete langgestreckte 8. Hat nun der Flieger das Ziel gefunden, so beschreibt er ebenfalls eine langgestreckte 8 am Himmel, und zwar so, daß der Schnittpunkt beider Schleifen möglichst genau senkrecht über dem Ziele liegt. Durch
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