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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 13

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
I. v. Treitschke, Belle Alliance. 13 So brauste die wilde Jagd auf der Landstraße dahin; nirgends hielten die Flüchtigen stand. Erst bei Genappe, wo die Straße aus einer engen Brücke das Thal der Dyle überschreitet, versuchten die Trümmer der kaiserlichen Garde den Ulanen zu widerstehen; doch kaum erklang, gegen 11 Uhr, der Sturmmarsch des preußischen Fußvolks, so brachen sie auseinander. General Loban und mehr als 2000 Mann gerieten hier in Gefangenschaft; auch der Wagen Napoleons mit seinem Hut und Degen ward erbeutet. Welche Überraschung als man die Sitzkissen aufhob; der große Abenteurer hatte sich die Mittel sichern wollen für den Fall der Flucht, den Wagen über und über mit Gold und Edelsteinen angefüllt. Die armen pommerschen Bauernburschen standen vor dem Glanze fast ebenso ratlos wie einst die Schweizer bei Granfon vor dem Juwelenschatze des Burgunderherzogs; mancher verkaufte einen kostbaren Stein für wenige Groschen. Das prächtige Silbergeschirr des Imperators behielten die Offiziere der Fünfuudzwanziger und schenkten es der Lieblingstochter ihres Königs als Tafelschmuck. Gneisenau aber und Prinz Wilhelm ritten nach kurzem Verschnaufen rastlos weiter. Drüben jenseits der Dyle glaubten die Franzosen sicher zu sein und hatten sich zur Beiwacht gelagert. Mindestens siebenmal wurden sie durch die nachsetzenden Preußen von ihren Feuern aufgescheucht. Als fein Fußvolk nicht mehr weiter konnte, ließ Gneisenau einen Trommler auf ein Beutepferd aufsitzen; der mußte schlagen was das Kalbfeld aushalten wollte, und weiter ging es mit den Ulanen und etwa fünfzig Füsilieren, die noch aushielten. Wie viele Scharen der Franzosen sind dann noch vor dem Klange dieser einzigen Trommel auseinandergelaufen! Die Straße war übersäet mit Waffen, Tornistern und allerhand Getrümmer, wie einst der Weg von Roßbach nach Erfurt. Beim Morgengrauen ward das Schlachtfeld von Quatrebras erreicht, aber erst jenseits, in Frasnes, nach Sonnenaufgang hielten die erschöpften Verfolger ein. Sie hatten die Zerrüttung des feindlichen Heeres so bis zur völligen Auflösung gesteigert, daß sich von den Kämpfern von Belle Alliance nur 10,000 Mann, lauter ungeordnete Haufen, nachher in Paris wieder zusammenfanden. Mit stolzen Worten dankte Blücher dem unübertrefflichen Heere, das ermöglicht habe, was alle großen Feldherren bisher für unmöglich gehalten hätten: „Solange es Geschichte giebt, wird sie Euer gedenken. Auf Euch, ihr unerschütterlichen Säulen der preußischen Monarchie,
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