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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 70

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
70 V. Pfizer, Stellung von Österreich und Preußen. bewegten Zeit nicht fortgerissen und verschlungen zu werden, nach langem Schlummer das Bedürfnis fühlen sollte, sich neue Bahnen des Ruhmes und der Größe zu eröffnen, so muß es diese in der neuen Stellung und Bedeutung, die es als europäische Macht gewonnen, und worauf jetzt auch die Art seiner Zusammensetzung aus meist nicht deutschen Ländern hinweist, suchen; aber in Deutschland ist für Österreich, und für Deutschland ist von Österreich forthin nichts mehr zu erwarten. Österreich ist von den großen Kolonien, die sich seit der Völkerwanderung vom deutschen Mntterlande losgerissen haben und den größten Teil von Europa bedecken, die letzte (wie überhaupt Deutschland mit Kolonien nie glücklich gewesen ist, so notwendig ihm dieselben jetzt auch wären, um durch den Verkehr mit fremden Weltteilen unser stockendes Blut zu erfrischen, den Überfluß unserer Bevölkerung abzuleiten und unter einem schönen Himmel ein zweites deutsches Vaterland zu gründen, das beim Absterben unsers Weltteils das europäische überlebt); und eine organische Wiedervereinigung von Österreichs deutschen Provinzen mit Deutschland ist erst dann zu erwarten, wenn von diesen einst die Oberherrschaft auf Ungarn oder Italien übergegangen sein wird. Soll es nun aber gleichwohl noch dahin kommen, daß Deutschland in die Reihe der Nationen wieder eintritt — und daß dieses geschehen müsse, ist ein Gedanke, den kein Deutscher aufgeben kann und aufgeben darf, ohne die Schmach des feigsten Selbstmordes auf sich zu laden — so muß eine neue Zukunft sich uns öffnen, es muß ein neuer Anknüpfungspunkt zu festerer Einigung gefunden werden, ein neuer Kern und Mittelpunkt sich bilden, woran das neue Deutschland sich sammeln, sich erkennen und gestalten kann. Auch bebarf es in der That nur eines Blicks auf unsre gärenbe bewegte Zeit, besonbers auf unser reges geistiges Leben, auf bieses Wimmeln und Wühlen zahlloser Kräfte in jebem Falle menschlicher Thätigkeit, um überzeugt zu sein, daß das zählebige germanische Geschlecht noch nicht ausgelebt hat, vielmehr die Gegenwart die fruchtbarsten Keime fernerer Entwickelung in sich trägt. Deutschland, jetzt auf einer Übergangsstufe begriffen, muß sich verjüngen und den Stanbpnnkt einnehmen, wo es fähig wirb, seine mit der Reformation begonnene Bestimmung als die geistige Macht Europas zu vollenben. Ja, der Kern seiner neuen Gestaltung ist, wenn anders die Gesetze der Natur und der Geschichte noch die alten sinb, bereits vorhanben. Wo anders wäre er nämlich zu suchen, als in bemjenigen
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