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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 73

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
V. Pfizer, Stellung von Österreich und Preußen. 73 lichen Höhe sich zu halten, ist es genötigt, die Zügel straff anzuziehen, und alle Segel müssen aufgespannt werden, damit es nicht von seinen an physischer Gewalt ihm weit überlegenen Nebenbuhlern überholt und erdrückt werde. Daher in Preußen keine Preßfreiheit, bis jetzt noch keine allgemeine Volksvertretung, nichts was irgend einen innern Zwiespalt aufregen, den schlummernden Löwen einer Opposition erwecken könnte. Das Geschrei nach innern Reformen, wie es anderwärts ertönt, wird dort nicht laut, nichts hemmt den raschen und durchgreifenden Gang der Regierung, eine Art von militärischer, aber wohlwollender Diktatur ist bemüht, jedes Element einer innern Entzweiung, Reibung ober Spaltung zu besänftigen oder zu zerstören, indem der Kampf widerstrebender Elemente, wie des demokratischen und des aristokratischen oder des monarchischen, zwar das Lebens- prineip der großen, ansgereisten, in ihrer Stellung gegen außen ganz gesicherten Staaten bildet, hingegen einem noch im Werden begriffenen und gewissermaßen noch um seine Stelle kämpfenden Staate Gefahr drohen muß. Aber wenn auch das freie Wort nicht eben heimisch ist in Preußen, so ist doch nicht nur Volk und König (was bei der lebhaftesten Opposition noch möglich ist) Ein Herz und Eine Seele, sondern die Regierung erfreut sich auch im allgemeinen des vollen Vertrauens der Gehorchenden, und mit Unrecht wird einem liberalen Geiste der preußischen Regierung oder einem servilen Sinne des preußischen Volks zugeschrieben, was Folge seiner noch nicht gehörig konsolidierten Stellung gewesen ist. So wie die Sachen jetzt stehen, muß Preußens Macht entweder zunehmen oder durch übermäßige Anstrengung sich erschöpfen und fallen. Letzteres erlaubt das erwachte Selbstgefühl des Volkes nicht, es muß daher das erste eintreten, und das vollständige Gelingen seiner Pläne wird davon abhängen, daß es seine Aufgabe nicht in selbstsüchtigem, sondern in wahrhaft nationalem Sinne zu lösen sucht und über dem eigenen Vorteil nicht vergißt, was Deutschland von ihm zu fordern berechtigt ist. Wenn nicht alle Zeichen trügen, so ist Preußen auf das Protektorat über Deutschland durch basselbe Verhängnis angewiesen, das ihm einen Friedrich den Großen gab. Hat es aber jenes Ziel seiner Bemühungen und eines gerechten Ehrgeizes erreicht und baburch einen Zuwachs an Macht erhalten, der seine politische Existenz und seinen Rang in der großen Staatenfamilie auf unerschütterlichen Grunblagen feststellt, so löst sich auch der Gegensatz Preußens gegen das übrige Deutschland, als des Binbenben gegen das
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